Philae: Batterien am Ende

Die Mission "Rosetta" hat bereits den Großteil der gewünschten Daten über den Kometen Tschurjumov-Gerasimenko gesammelt; deren Auswertung wird Monate bis Jahre dauern. Vom Mini-Labor Philae sind vorerst keine zusätzlichen Daten zu erwarten: In der Nacht ist ihm der Strom ausgegangen.

Mittagsjournal, 15.11.2014

Solarpaneele gedreht

Das Mini-Labor Philae ruht. Zwangsweise. Die Batterien sind leer. Von Beginn an war klar, dass sie maximal bis heute Nacht halten. Dann hätten die Solarzellen die Stromversorgung übernehmen sollen. Doch ist das Labor bei der Landung auf dem Kometen ja anders als geplant zu liegen gekommen: an einer schattigen Stelle, mit nur eineinhalb Stunden Sonnenlicht pro Tag, zu wenig für die Solarzellen, um den Akku wieder aufzuladen. In der Nacht hat die Europäische Weltraumagentur ESA dem Labor den Befehl gefunkt, die Solar-Paneele zu drehen, damit sie besser zur Sonne ausgerichtet sind. "Man hat die Position der Solarpaneele optimiert, d.h. es zeigt jetzt eine größere Fläche zur Sonne", schilder Günter Kargl vom Institut für Welraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der bis heute Vormittag in Köln war; dort befindet sich nämlich das Kontrollzentrum für das Mini-Labor Philae.

Derzeit kosmische Funkstille

Die Solar-Flächen zu drehen, hat offenbar nicht ausreichend Licht und damit Strom gebracht: Um 11 Uhr hätte die ESA theoretisch (aufgrund der Flugbahn) wieder Kontakt zu Philae bekommen können. Doch bis dato herrscht kosmische Funkstille. Möglicherweise könnte das Labor wieder Energie tanken und aufwachen, wenn es auf dem Kometen Tschurjumov-Gerasimenko der Sonne näher kommt. Das wird wahrscheinlich erst in den nächsten zwei bis vier Monaten ausreichend nahe sein, fasst der Grazer Forscher Günter Kargl zusammen: "Deswegen kann es gut sein, dass in ein paar Monaten, wenn wir sehr viel näher an der Sonne sind, die Energie, die über Solarzellen reinkommt, wirklich ausreicht, um wieder den Betrieb aufzunehmen." Das Labor ist jetzt in einem Ruhemodus.

90 Prozent der Daten sind gesammelt

Zuvor hatte die Europäische Weltraumagentur noch einen wichtigen Befehl an Philae gefunkt: Es solle den Bohrer einsetzen und Kometengestein anbohren. Ob die Ergebnisse zur Erde zurückgefunkt werden konnten, ist derzeit unklar. Und auch wenn das Kometen-Labor nun im Schlafmodus ist - an die 90 Prozent der gewünschten Daten über den Kometen sind gesammelt, heißt es vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz, das an etlichen Instrumenten und Experimenten beteiligt ist.

Rosettas Energieversorgung gesichert

Und die ESA wird seit Mittwoch nicht müde, das Projekt Rosetta als Erfolg und "historisch" zu feiern. Schließlich ist damit Europa etwas gelungen, das die traditionellen Weltraum-Größen USA und Russland nicht geschafft haben: die hunderten Forscherinnen, Ingenieure und Techniker aus ganz Europa haben mit 20 Jahren Vorlaufzeit ein menschengemachtes Gerät auf einem Kometen landen lassen. Und es hat dort funktioniert, hat Daten gesammelt und zur Erde geschickt. Und abgesehen vom Mini-Labor Philae: die Muttersonde Rosetta ist wohlauf, wird den Kometen Tschurjumov-Gerasimenko noch Monate lange begleiten und arbeiten. Ihre Energieversorgung ist bis Ende nächsten Jahres gesichert.