"Man kann mit jedem Geld Theater machen"
Seit 1. September 2014 ist Günter Rhomberg, ehemaliger Präsident der Bregenzer Festspiele, interimistischer Geschäftsführer der Bundestheater-Holding – und das noch bis Ende dieses Jahres. Dann wird die Führung neu besetzt. Gestern musste Rhomberg einen Bilanzverlust von 28 Millionen Euro präsentieren. Warum ihm der Job trotzdem große Freude macht, erklärt er im Ö1-„Journal zu Gast“.
8. April 2017, 21:58
Die Bundestheater können noch nicht aufatmen. Bei der gestrigen Bilanz-Pressekonferenz standen 28 Millionen in der Rubrik "Bilanzverlust", sechs Millionen mehr als im Vorjahr. Der gesamte Skandal, ausgelöst durch die finanziellen Unregelmäßigkeiten im Burgtheater, hängt den Bundestheatern nach. Aber Günter Rhomberg ist davon überzeugt, den Konzern in bessere Zeiten führen zu können. Er stand jahrzehntelang erfolgreich als Präsident an der Spitze der Bregenzer Festspiele, seit zehn Jahren ist er im Vorstand der "Theater in der Josefstadt"-Privatstiftung.
Eigentlich kommt Rhomberg aus der Privatwirtschaft, studierte Bauingenieurwesen und leitete jahrelang die Unternehmensgruppe Huber Tricot. Rhomberg sieht sich als Mann der Wirtschaft und als Mann der Kunst. Und auch Kunst muss in einem wirtschaftlichen Rahmen machbar sein. Er tritt für eine Stärkung der Bundestheater-Holding ein und vor allem dafür, dass der Holding-Geschäftsführer die Rolle des Eigentümers stark vertritt und die Bühnengesellschaften strategisch konsequenter führt. „Eigentum als Verantwortung“ ist Rhombergs Credo. Das ist nicht immer leicht im Bundestheater-Konzern.
Mittagsjournal, 7.3.2015

APA/HANS KLAUS TECHT
Günter Rhomberg hat noch keinen Tag bereut, die Nachfolge von Georg Springer angetreten zu haben. Die Tätigkeit sei überaus spannend und mache ihm große Freude. Daran könne auch der gestern präsentierte Bilanzverlust von 28 Millionen Euro nichts ändern. Denn: „Das ist der Verlust der Vergangenheit. Ich glaube, dass man das mit unternehmerischem Handeln verbessern kann.“
Für das laufende und das kommende Geschäftsjahr wurde der Holding die Erlaubnis erteilt, "nicht-betriebsnotwendige" Immobilien zu verkaufen, um mit dem Erlös den Betrieb zu sichern. Danach – also ab der Spielsaison 2016/17 – beginnen laut Rhomberg die Probleme, sollte die Basis-Abgeltung nicht erhöht werden. Konkret spricht er von 15 Millionen Euro mehr pro Jahr. Die Gesamtsumme würde sich dann auf rund 166 Millionen Euro belaufen, die die Bundestheater vom Bund bekommen würden. Und wenn der Finanzminister die Basis-Abgeltung nicht erhöht? Rhomberg: „Man kann natürlich mit jedem Geld Theater machen. Die Frage ist, auf welchem Niveau.“ Der Kulturwert der Bundestheater sei aber zu verteidigen. Immerhin besuchten in der vergangenen Saison 1,5 Millionen Menschen Vorstellungen in Staatsoper, Volksoper und Burgtheater.
Konflikt mit Staatsoperndirektor Dominique Meyer wegen des Engagements des entlassenen Burgtheater-Direktors und nunmehrigen Prozessgegners Matthias Hartmann habe Rhomberg keinen. Ob das Engagement klug sei, könnte man in Frage stellen. Es gäbe aber nun mal die totale Autonomie der Direktionen. In früheren Verantwortungen habe er jedoch stets so gute Vertrauensverhältnisse gehabt, dass er vorab informiert bzw. gefragt wurde. Rhomberg bekräftigt: „Ich persönlich habe keinen Konflikt mit der Staatsoper. Ich habe vielleicht eine andere Art, Fragen zu stellen und den Dingen auf den Grund zu gehen, als es bisher war. Aber daran werden sie sich gewöhnen.“
Holding stärken
Statt Abschaffung spricht sich Rhomberg für eine Stärkung der Holding aus. „Man kann doch nicht eine Firma abschaffen, nur weil ein Geschäftsführer zurücktritt.“ Er sieht es als tägliche Arbeit, sich mit den Fragen der Abläufe in Staatsoper, Volksoper und Burgtheater auseinanderzusetzen. „Controlling heißt, dass man gemeinsam plant und Soll/Ist-Vergleiche macht. Wenn ich aber nicht weiß, was geplant ist, wie soll ich am Schluss kontrollieren?“ Es müsse eine Instanz geben, die Vorhaben begleitet und gutheißt. Gäbe es die Holding nicht mehr, müsste im Ministerium eine eigene Abteilung dafür neu installiert werden.
Bei 2.500 Beschäftigten in den verschiedenen Gesellschaften der Bundestheater könne es laut Rhomberg kein Problem sein, dass zehn Leute in der Holding Revision, Controlling und Bauangelegenheiten betreuen. Sein Vorgänger Georg Springer sah genau das als Problem. Laut Springer hätte es zu wenig Leute in der Holding gegeben, er könne das nicht leisten. Rhomberg: „Ich sehe eher zu viele.“
Dass die Schuld für die Burgtheater-Misere auf eine Person – nämlich die ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky – geschoben werden könne, bezweifelt Rhomberg. Es wäre doch offensichtlich gewesen, dass in der Hartmann-Ära viel mehr produziert wurde. Dass niemand bemerkt haben will, dass mehr Produktionen auch mehr kosten, irritiert ihn: „Ich verstehe es nicht, nach wie vor nicht.“
"Werde mich nicht bewerben"
Die Frage der Budgetverantwortung ist für Rhomberg hingegen ganz klar: „Für sämtliche Budgets und das Gesamtergebnis der Holding ist der Geschäftsführer der Holding verantwortlich. Und wenn vom Eigentümer, dem Bund, weniger Geld kommt, dann muss man ein Programm machen, dass mit diesem Geld gemacht werden kann. Es kann nicht sein, dass man plötzlich mit 10, 20 Millionen Euro Verlust aussteigt.“
Könnte sich der interimistische Geschäftsführer Rhomberg vorstellen, das Amt auch regulär auszuüben? Rhomberg: „Ich werde mich nicht bewerben.“