Bundestheater-Holding - Lage "existenzbedrohend"
Der Geldbedarf in der Bundestheater-Holding wird immer größer. Nach einem Bilanzverlust von 22,3 Milionen Euro im Vorjahr, der im Wesentlichen auf das Konto des Wiener Burgtheaters ging, betrug der Jahresverlust in der vergangenen Saison etwas über sechs Millionen Euro.
8. April 2017, 21:58

Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Günter Rhomberg präsentiert seinen Geschäftsbericht
APA/HANS KLAUS TECHT
Günter Rhomberg, der interimistische Leiter der Bundestheater-Holding, bezeichnet die Lage als "existenzbedrohend". Um den Betrieb zu sichern, sollen nun im laufenden und im kommenden Geschäftsjahr Immobilien verkauft werden.
Kulturjournal, 06.03.2015
Eigentlich hätte er geschlossen mit den Leitern der drei Bundestheater auftreten wollen, sagte Günter Rhomberg bei der heutigen Pressekonferenz. Doch Staatsopern-Direktor Dominique Meyer habe den Termin abgesagt, also habe er sich entschlossen, allein vor die Journalisten zu treten, so der Holding-Chef. Und berichtete, dass die Besucherzahlen in Staats- und Volksoper sanft gestiegen seien, und nicht einmal der Super-GAU im Burgtheater den Besucherzahlen dort viel anhaben konnte.
Und dennoch, so Rhomberg: Die Zukunft der Bundestheater sei ungewiss. Schon jetzt seien zahlreiche Sparmaßnahmen gesetzt worden, doch immer noch habe der Bund keine Erhöhung der Basisabgeltung von derzeit knapp 149 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Um den Betrieb zu sichern, sei man nun gezwungen, Immobilien zu verkaufen, so Rhomberg.
"Mitarbeiterabbau und Schließtage"
In den Budgets für die kommenden beiden Jahre habe man nur durch Immobilienverkäufe einen Ausgleich erzielen können. Komme es danach nicht zu einer deutlichen Erhöhung der Basisabgeltung, hätte das dramatische Auswirkungen - etwa den Abbau hunderter Mitarbeiter und Schließtage. Denn schon seit Jahren werde Inflation und steigenden Personalkosten nicht Rechnung getragen. Der Bund müsse sich entscheiden, und das innerhalb der nächsten acht Wochen, damit man über 2016 hinaus endlich ein Budget erstellen könne.
"Wir sind ein Teil der Bildungslandschaft dieses Landes und deswegen brauchen wir eine Grundfinanzierung, mit der man die Aufgaben, die auch gesetzlich festgelegt sind, erfüllen kann", sagt Rhomberg.
Eine an die Inflation angepasste Basisabgeltung würde laut Berechnungen der Holding aktuell 176 Millionen Euro betragen, also knapp 30 Millionen mehr als der derzeitige Betrag. Den zuständigen Kulturminister Josef Ostermayer sieht der Holding-Chef als Mitstreiter - offenbar zurecht. Denn Ostermayer bestätigte in einer Reaktion heute, man könne das große Programm der Bundestheater nicht dauerhaft beibehalten können, "wenn es nicht eine höhere Basisabgeltung gibt".
Bundestheaterholding Neu
Im Ministerium arbeitet man derzeit auch an einer "Bundestheaterholding Neu": Ein neues Organisationsgesetz soll die Aufsicht und Kontrolle stärken und Verantwortlichkeiten klären. Man wolle aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, bekräftigte auch Rhomberg seine Forderung nach einer Stärung der Holding, die bei den Bundestheatern viele ablehnen.
Kritik erntet der interimistische Chef auch für seine Weigerung, den Wirtschaftsprüfer Martin Wagner von seiner Verschwiegenheitspflicht zu entbinden, damit dieser vor dem kleinen Untersuchungsausschuss zur Causa Burgtheater aussagen kann. Er stehe zu seinem Entschluss, so Rhomberg, denn Wagner habe mehrere Artikel veröffentlicht, die dem Burgtheater geschadet hätten.
Für Unruhe sorgt auch, dass der entlassene Burgtheater-Chef Matthias Hartmann derzeit in der Staatsoper engagiert ist, wo er seine Inszenierung von Schostawotischs Oper "Lady McBeth von Mzensk" wiederaufführt. Er finde das komisch, meinte Rhomberg in Gegenwart des Staatsopern-Geschäftsführers Thomas Patzer, wenn ein Dienstnehmer, der den Konzern klage, von diesem wieder beschäftigt werde. Die Abwesenheit von Dominique Meyer bei der heutigen Pressekonferenz habe mit diesem Konflikt aber freilich nichts zu tun.