Abstraktes in der Wiener Albertina

Das Joanneum in Graz, das Belvedere und die Albertina in Wien haben insgesamt 240 Werke aus der Sammlung Ploner bekommen. Der Schwerpunkt liegt auf der abstrakten Kunst in Österreich nach 1945. Die Albertina öffnet nun die Ausstellung "Abstraktion in Österreich von 1960 bis heute".

Abstrktionen in blau, rot und schwarz

Herbert Brandl, "rot / blau", 1999 und Gunter Damisch, "Weltschlingen und Weltlöcher 3", 2006/7
(Ausschnitte)

Schenkung Sammlung Ploner, Albertina Wien

Mittagsjournal, 9.6.2015

In Zeiten schwindender Ankaufbudgets sind öffentliche Museen auf Schenkungen und Dauerleihgaben Privater angewiesen. Drei große österreichische Museen durften sich vergangenen Herbst über eine großzügige Schenkung freuen: Das Joanneum in Graz, das Belvedere und die Albertina haben insgesamt 240 Werker der Sammlung Ploner erhalten. Anlass für die Albertina, eine Auswahl der erhaltenen Werke in der Ausstellung "Abstraktion in Österreich. 1960 bis heute" zu zeigen.

Der Jurist und Betriebswirt Heinz Ploner hatte bis zu seinem Tod 2011 eine Sammlung österreichischer Kunst aufgebaut, die rund 350 Werke umfasst. Ploner war vor allem ein Förderer und Käufer der zeitgenössischen abstrakten Malerei. Bekannte Namen befinden sich in der Sammlung. Darunter Herbert Brandl, Erwin Bohatsch, Josef Mikl und Gunter Damisch.

Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder über die Qualität der Sammlung Ploner: "Die Albertina hängt ja wie so viele große Museen von Schenkungen ab und mit den Zeichnungen, die wir von der Sammlung von Ploner bekommen haben, haben wir einen bestehenden Schwerpunkt vertiefen können. Den der österreichischen Kunst, speziell den der österreichischen Malerei aus den letzten drei Jahrzehnten."

"Die Albertina hängt von Schenkungen ab"

Die Albertina nimmt nun die Schenkung zum Anlass, sich der abstrakten Malerei in Österreich seit 1960 zu widmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, einer Phase des kulturellen Kahlschlags, spielte die abstrakte Kunst für die Selbstfindung der österreichischen Szene ja eine zentrale Rolle. Josef Mikl, Markus Prachensky, oder Arnulf Rainer suchen den Anschluss zu internationalen Strömungen.

Die österreichischen Maler pilgerten nach Paris. Zu diesem frühen Zeitpunkt ist die Abstraktion auch ein Mittel, sich aus dem Würgegriff der Propaganda zu befreien. Sowohl der Faschismus als auch der Kommunismus präferierten ja die realistische Kunst. "Man muss diesen geistesgeschichtlichen Hintergrund, dass Abstraktion Freiheit bedeutet hat und der Antipode war zu diesem sozialistischen Realismus der kommunistischen Ästhetik ebenso wie zum Realismus einer Nationalsozialismus Ästhetik sehen. Damals wurde von jedem verstanden, dass die Abstraktion ein Gegenkonzept ist", sagt Klaus Albrecht Schröder.

Abstraktion als Befreiungsschlag

Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut und führt von der abstrakten Nachkriegsmoderne über die 80er Jahre und die Malerei der Neuen Wilden bis zu Gegenwart. Eigene Räume sind den Künstlern Gunter Damisch und Herbert Brandl gewidmet, österreichische Vertreter der so genannten Neuen Wilden der 1980er Jahre. Sie feierten ja eine Art Rückkehr der Malerei und des expressiven Pinselstrichs, nachdem die Kunstwelt den Tod der Malerei wiederholt verkündet hatte und das Tafelbild als anachronistisch, ja überholt galt.

Herbert Brandl entwirft atmosphärische Farbflächen, die Umrisse von Landschaften andeuten. Gunter Damisch bringt abstrakte Formen auf die Leinwand, die an den Blick durch ein Mikroskop erinnern, an Amöben, oder Einzeller. Beide Künstler sind in der Ausstellung "Abstraktion in Österreich 1960 bis heute", die Anlässlich der Schenkung der Sammlung Ploner gezeigt wird, prominent vertreten.

Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder betont, dass das Haus auf Schenkungen angewiesen, um seine Bestände des Hauses zu vergrößern. Erst unlängst erhielt die Albertina fünf Gemälde von Georg Baselitz. "Es wäre ganz ausgeschlossen aus dem laufenden Budget auch nur eines dieser Gemälde zu erwerben", sagt Klaus Albrecht Schröder, der sich in den vergangenen Jahren über einige Schenkungen freuen durfte. Künstler wie der Amerikaner Alex Katz, oder Arnulf Rainer haben die Albertina großzügig bedacht. Eine Geste, die sich auch für die Künstler lohnt. Schließlich folgt auf eine Schenkung meist eine größere Ausstellung und damit zusätzliche Aufmerksamkeit für das Werk.

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Albertina - Abstraktion in Österreich

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