"Wie auf Erden": Filmfortsetzung um ein Chorprojekt

Mit dem Musikfilm "Wie im Himmel" ist dem schwedischen Regisseur Kay Pollak 2004 - vor allem wegen des populären Soundtracks - ein Welterfolg gelungen. Elf Jahre später kommt nun die Fortsetzung "Wie auf Erden" ins Kino: Nach dem Tod des Dirigenten Daniel steht diesmal seine schwangere Geliebte Lena im Zentrum.

In einer stürmischen Winternacht bringt Lena ihren Sohn Jakob zur Welt. Die Hebamme steckt im Schnee fest und so kommt ausgerechnet dem sturzbetrunkenen Pfarrer Stig, dem "Bad Guy" in "Wie im Himmel", die Rolle des Geburtshelfers zu. Ausgehend von dieser Episode stellt Regisseur Kay Pollak die beiden Außenseiter Lena und Stig ins Zentrum der Handlung. "Die erste Zeile, die ich dazu niederschrieb, war: 'Die junge weibliche Kraft nimmt den alten Mann bei der Hand, um einen Paradigmenwechsel zu vollziehen.' Und genau darum geht es in dem Film", erzählt Pollak.

Neues Chorprojekt mit alten Bekannten

Zunächst zögerlich geht Lena auf Stigs Bitte ein und wagt das scheinbar Unmögliche: Mit einer Handvoll verbliebener Chormitglieder und Instrumentalisten soll sie bei der Weihe der renovierten Kirche Händels Halleluja aufführen - ohne die Hilfe professioneller Musiker aus der Stadt und gegen den Einwand zahlreicher Kritiker - und dadurch wieder mehr Menschen in die Kirche bringen als die zwei alten Beter, die Stig für ihre Anwesenheit im Gottesdienst bezahlen muss.

Der Chor mit seinen liebenswert schrulligen Mitgliedern spielt diesmal allerdings eine untergeordnete Rolle. Stattdessen konzentriert sich Pollak ganz auf Lenas Geschichte. Die Einstudierung des Werks wird symbolisch auch zu ihrem Kampf gegen festgefahrene Strukturen im Dorf und gegen die Schatten der eigenen Vergangenheit.

Singen als emanzipatorischer Akt

Lenas emanzipatorischer Befreiungsschlag hinterlässt auch seine äußerlich sichtbaren Spuren: Sie lässt die Kirchenbänke herausreißen, funktioniert den Sakralraum zum Tanztempel um und nimmt außerdem ein paar kleine, aber maßgebliche Veränderungen am Text vor. Kay Pollak: "He shall reign forever and ever - er wird regieren auf immer und ewig, diese typisch männliche Textzeile akzeptiert sie nicht. Also ändert sie sie in We shall reign - Wir werden regieren auf immer und ewig. In diesem Moment verändert sie das alte patriarchale Muster auf vielfache Weise."

Singen als emanzipatorischer Akt

Lenas emanzipatorischer Befreiungsschlag hinterlässt auch seine äußerlich sichtbaren Spuren: Sie lässt die Kirchenbänke herausreißen, funktioniert den Sakralraum zum Tanztempel um und nimmt außerdem ein paar kleine, aber maßgebliche Veränderungen am Text vor. Kay Pollak: "He shall reign forever and ever - er wird regieren auf immer und ewig, diese typisch männliche Textzeile akzeptiert sie nicht. Also ändert sie sie in We shall reign - Wir werden regieren auf immer und ewig. In diesem Moment verändert sie das alte patriarchale Muster auf vielfache Weise."

Keine Fortsetzung des Erfolgsrezepts

Etwas schwerfällig knüpft Pollak an die Handlung von damals an. Die Figuren, allen voran die impulsive, überschwängliche Lena, geraten etwas zu überzeichnet. Einen mit Ohrwürmern gespickten Soundtrack lässt er diesmal vermissen und auch sonst reicht "Wie auf Erden" nicht an die himmlisch-luftigen Gefilde des ersten Teils heran, sondern bleibt stattdessen in den irdischen Niederungen haften.