"Against Design": Josef Frank im MAK

Wohnen war für ihn eine Weltanschauung, die Moderne war ihm zu steril, zu formalistisch. Das Museum für Angewandte Kunst in Wien (MAK) widmet einem Vordenker der Zweiten Wiener Moderne eine große Retrospektive. Josef Frank hat als Architekt, Möbel- und Stoffdesigner Akzente gesetzt, die bis heute nachwirken.

Mittagsjournal, 15.12.2015

Ausstellungsansicht, Josef Frank

MAK/ASLAN KUDRNOFSKY

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MAK - Josef Frank. Against Design
Svenskt Tenn
Die Zeit - Wohnen als Weltanschauung

Tulpen und florale Muster, Blätter, satte Farben. Wer Josef Franks Stoff- und Tapetendesigns sieht, denkt zumindest auf den ersten Blick nicht an die Ästhetik der Moderne. Viel zu leichtfüßig kommen Franks Entwürfe daher, zu farbig, zu verspielt. Frank sei kein Formalist gewesen, kein Verfechter von minutiösen Masterplänen. Das unterscheide ihn von anderen Vertretern der Moderne, sagt der Architekt Hermann Czech. Er hat die Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst kuratiert.

Weg mit dem Volkswohnungspalast!

Josef Frank gehört zu jenen Vertretern der so genannten Zweiten Wiener Moderne, die zumindest in der breiten Öffentlichkeit nicht jene Bekanntheit genießen, die ihnen zusteht. Frank war von 1919 bis 1925 Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule und ist Gründungsmitglied des Wiener Werkbundes. Unter seiner Leitung wurde zwischen 1930 und 1932 die Werkbundsiedlung in Wien Hietzing errichtet. Frank plädierte im sozialen Wohnbau für Einfamilienhäuser mit Garten und kritisierte die großen Blöcke der Wiener Gemeindebauten.

"Bei der Errichtung der Werkbundsiedlung ging es um dieses neue befreite Wohnen der Moderne. Frank hat viele Architekten eingeladen, sich am Bau zu beteiligen. Er selbst hat ein Haus der Siedlung gebaut. Die Werkbundsiedlung markiert ein interessantes Stück der Wiener Stadtgeschichte", sagt MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein. "Die monumentalen Gemeindebauten, die in der österreichischen Hauptstadt errichtet wurden, bezeichnete Frank etwas despektierlich als Volkswohnungspaläste."

"Der Humanist unter den Gestaltern der Moderne"

"Er hat einen sozialistischen Propagandabegriff ironisiert", sagt der Architekt und Kurator Hermann Czech. 1933 emigrierte Josef Frank nach Schweden. Dort arbeitete er als Chefdesigner für das schwedische Nobelkaufhaus Svenskt Tenn. Er stattete schwedische Botschaften auf der ganzen Welt aus und kreierte Möbel- und Textildesigns, die bis heute zum Sortiment von Svenskt Tenn gehören. Frank steht für eine Wohnkultur, die dem Menschen dienen soll und nicht der Repräsentation. Er stellte das Design in den Dienst der Behaglichkeit. Das unterscheide ihn von so manchem Vertreter der Moderne, so Thun-Hohenstein.

"Er war ein strenger Kritiker der Moderne in dem Sinne, dass er den Vertretern der dogmatischen Moderne vorgeworfen hat, dass sie das Wohlbefinden der Menschen zu wenig im Auge haben. Er hat sich damit auseinandergesetzt, wann und warum sich Menschen in ihren Wohnungen wohlfühlen. Für mich ist Josef Frank der Humanist unter den zentralen Gestalterpersönlichkeiten der Moderne", betont Christoph Thun-Hohenstein. Josef Frank widmet das MAK eine große Retrospektive, die bis 3. April zu sehen ist.

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