Design von Josef Frank in Wien

Josef Frank war einer der interessantesten österreichischen Architekten der Zwischenkriegszeit. Bisher war der Architekt und Designer, der 1933 nach Schweden emigrierte, vor allem in Insiderkreisen bekannt. Das ändert sich nun.

Schon im Oktober hat ihm das Hofmobiliendepot eine kleine Ausstellung gewidmet, am 16. Dezember widmet ihm das MAK die größte Personale, die bisher zwischen Stockholm und Wien zu sehen war. Und heute eröffnet in der Wiener Innenstadt ein Pop-up-Store der schwedischen Einrichtungsfirma Svenskt Tenn, deren wichtigster Designer Josef Frank war, und die seine Stoffe bis heute produziert.

Morgenjournal, 24.11.2015

Josef Frank schockte die schwedische Öffentlichkeit 1934 mit einem riesigen weichen Sofa, das mit großen knallbunten Blumen überzogen war. Und das kurz nachdem der Funktionalismus bei der Weltausstellung in Stockholm auf seinem Höhepunkt gefeiert worden war. Auf die schlichte, strenge Funktionalität prallte nun fröhlich knallige Gemütlichkeit. Das Sofa wird noch heute produziert, wie Thommy Bindefeld, der künstlerische Direktor der Firma Svenskt Tenn sagt.

Medizinische und ökologische Forschung

Denn Svenskt Tenn hat für ein Einrichtungshaus einen sehr ungewöhnlichen Auftrag: das Werk Josef Franks lebendig zu halten und die erwirtschafteten Überschüsse in die medizinische und ökologische Forschung fließen zu lassen. Das schreibt die Stiftung vor, die nach Josef Franks Tod Eigentümerin von Svenskt Tenn wurde - gegründet von Josef Franks Geschäftspartnerin Estrid Ericson. So flossen in den letzten 20 Jahren etwa 10 Millionen Euro in die Forschung, wie Thommy Bindefeld sagt.

In Schweden bekannt, in Österreich kaum

In Schweden ist Josef Frank sehr bekannt, weil ihm schon zu Lebzeiten 1952 die erste große Ausstellung im Nationalmuseum gewidmet war und dann noch eine nach seinem Tod 1968, sowie etliche Präsentationen in Kunstmuseen. In Österreich hatte er erst 1981 die eine Ausstellung im MAK und 2007 gastierte eine Wanderausstellung aus dem jüdischen Museum Stockholm in Wien.

Kritiker der sozialen Groß-Wohnbauten

Hierzulande wird Josef Frank erstaunlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl er in Österreich in der Zwischenkriegszeit soziale Wohnbauten und Villen errichtete, unter anderem das Haus Beer, das neben dem Haus Moller von Adolf Loos als einer der bedeutendsten privaten Wohnbauten der 1920er Jahre gilt. Außerdem leitete Josef Frank 1932 die Errichtung der berühmten Wiener Werkbundsiedlung und war auch schon in seiner Zeit in Österreich als Designer hochproduktiv.

Laut Sebastian Hackenschmied, dem Kustoden im MAK, der die Josef-Frank-Ausstellung betreut, ist diese Vernachlässigung auf die kritische Haltung von Josef Frank zurückzuführen. So war er ein Kritiker von sozialen Groß-Wohnbauten wie dem Karl-Marx-Hof.

Josef Frank ist einer der interessantesten österreichischen Architekten der Zwischenkriegszeit. Bald wird man mehr von ihm erfahren: Spätestens beim Start der Ausstellung im MAK am 16. Dezember. Begleitend dazu ist bereits ab morgen der Pop-up-Store von Svenskt Tenn geöffnet.

Service

Josef Frank, "Josef Frank - Schriften/Writings", Hrsg. von Tano Bojankin, Christopher Long Iris Meder, mit einem Essay von Denise Scott-Brown, deutsch und englisch, zwei Bände, 900 Seiten, mit Abbildungen, Metroverlag 2012

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