Umberto Eco ist tot

Der italienische Schriftsteller Umberto Eco ist in der Nacht auf Samstag in seiner Wohnung in Mailand einem Krebsleiden erlegen. Umberto Eco errang 1980 gleich mit seinem ersten Roman "Der Name der Rose" Weltruhm.

Umberto Eco

Umberto Eco auf der Bühne des Wiener Burgtheaters

Georg Soulek

Morgenjournal, 20.2.2016

Ein moderner Universalgelehrter

Wenn jemand dem Renaissance-Ideal des Universalgelehrten in jüngster Zeit nahe gekommen ist, dann war es wohl Umberto Eco. Der 1932 geborene Buchhalterspross aus dem Piemont, hat in vielerlei Sparten reüssiert. Als Medientheoretiker und Semiotiker, als Schriftsteller, Publizist und als öffentlich engagierter Intellektueller.

Mit seiner 1962 veröffentlichten Schrift "Das offene Kunstwerk" hat Eco einen Klassiker der Kulturtheorie geschrieben. Mit seinem Debütroman "Der Name der Rose" wurde der Semiotikprofessor aus Bologna Anfang der 1980er Jahre auch literarisch zum Weltstar. Das Werk, ein virtuos gebauter Historienkrimi aus dem Spätmittelalter, wurde in mehr als 60 Sprachen übersetzt. Im Mittelalter, so Eco, sei das Moderne Europa geformt worden: "Ich denke dass jede Epoche Beziehungen zur heutigen Zeit aufweist. Besonders das Mittelalter übt auf uns heute eine Faszination aus. Es ist so, als ob wir unsere Kindheit nachlesen würden."

Faszination Geschichte

Auch in späteren Romanen hat sich Umberto Eco immer wieder an historischen Themen abgearbeitet. In "Das Foucaultsche Pendel" etwa setzte er sich kritisch mit der weit verbreiteten Lust an Verschwörungstheorien auseinander. Die beiden Romanwälzer "Die Insel des vorigen Tages" und "Baudolino" wurden von vielen Kritikern stofflich überfrachtet beurteilt. "Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana" aus dem Jahr 2004 wiederum fand einhelliges Lob. Hier hat Eco seine Kindheit und Jugenderinnerungen aus den 1930er und 1940er Jahren noch einmal verarbeitet. Daneben hat sich der Schriftsteller etwa als Kolumnist des Nachrichtenmagazins "L’espresso" immer wieder kritisch mit den politischen Verhältnissen in seinem Heimatland Italien auseinandergesetzt.

"Die Rose von einst steht nur noch als Name. Uns bleiben nur nackte Namen" heißt es am Ende von "Der Name der Rose". Uns, seinen Leserinnen und Lesern, bleiben Umberto Ecos unterhaltsame, kluge, aufklärerische und vom Geist eines heiteren Humanismus erfüllte Bücher.

Ö1 wiederholt Gespräch im Burgtheater

Erst im vergangenen Herbst hatte Eco seinen letzten Roman vorgestellt. "Nullnummer" ist ein "pamphletistischer Roman, der das Horrorbild einer Zeitung malt", sagt Eco und begehrt damit auf gegen politische Resignation und denkerische Faulheit.

Die Buchpräsentation im Wiener Burgtheater war mit einem Gespräch verbunden, das Renata Schmidtkunz mit dem Autor auf der Bühne des Hauses für die Ö1 Reihe "Im Gespräch" führte. Eco sprach über die politische Zukunft Italiens, den öffentlichen Stellenwert von Verschwörungstheorien und darüber, was wichtiger ist: Romane zu schreiben oder mit den Enkelkindern zu spielen.

Ö1 wiederholt das Gespräch am Montag um 16:00.

Umberto Eco

... im Gespräch mit Renata Schmidtkunz

Georg Soulek

Die Welt verliert mit Eco nicht nur einen Autor verschachtelter historischer Romane, sondern auch einen herausragenden Essayisten, Gelehrten und Philosophen. Nicht umsonst würdigte Italiens Premier Matteo Renzi in einer der ersten Reaktionen auf die Todesnachricht Eco als einen der außergewöhnlichsten europäischen Intellektuellen.