Roman von Gioacchino Criaco

Schwarze Seelen

Wo der Staat sich verabschiedet oder gar nie Fuß gefasst hat, entstehen illegale Strukturen und kristallisieren sich kriminelle Eliten heraus, die diese Strukturen kontrollieren. Davon erzählt der aus Kalabrien stammende Schriftsteller Gioacchino Criaco in seinem Roman "Schwarze Seelen".

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Gioacchino Criaco, "Schwarze Seelen", Roman, aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl, Folio Verlag
Originaltitel: "Anime Nere", Rubbettino, 2008

Süddeutsche - Zu Besuch bei der gefährlichsten Mafia Italiens

"Damals hielt ich es für ganz normal, dass man einen Mann als Schwein bezeichnete", heißt es in Gioacchino Criacos Roman. Schweine, erklärt er, nannten die Hirten des Aspromonte die zahlreichen Geiseln, die in den dichten Wäldern versteckt waren. So stellt man sich das Landleben gemeinhin nicht vor. Wir befinden uns im Süden Italiens, in Kalabrien. Nicht im 19. Jahrhundert, sondern in den siebziger Jahren des zwanzigsten.

Im 20. Jahrhundert zogen die Bewohner des Aspromonte aus, um eine neue Welt zu erobern, nachdem sie ihr Gebirge in einen Ort des Verbrechens verwandelt hatten, davon erzählt Gioacchino Criaco. Er tut dies aus der Perspektive dreier 18-jähriger Burschen: Luigi, Luciano und der Ich-Erzähler. Die drei gehören nicht zur 'Ndrangheta, aber sie sind verwickelt in eine Unzahl von Situationen, die typisch sind für die Malavita. Gemeinsam wollen sie so viel Geld wie möglich ergaunern, an der Universität Mailand inskribieren und in den Norden übersiedeln.

"Schwarze Seelen" ist der erste Teil einer Trilogie, die die grausame Realität Kalabriens beschreibt. Criaco erzählt auf metaphorische Weise, wie Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeit eine verbrecherische Lebensweise erzeugen. Der Roman wurde verfilmt und mit Erfolg 2014 bei der Biennale in Venedig vorgestellt.