"Porn Sensations" im Metro Kinokulturhaus

Ab wann ist ein Film, in dem nackte Haut und Menschen beim Sex gezeigt werden, Pornografie? Ab wann ist es bloß ein Skandalfilm, der als Symbol für eine offenere Gesellschaft steht? Und ab wann ist es Kunst? Es sind Fragen wie diese, die das Filmarchiv Austria diesen Herbst diskutieren möchte.

Mit dem Titel "Visual Pleasures" widmen sich das Filmarchiv und das Metro Kinokulturhaus dem sinnlichen Kinoerlebnis. Höhepunkt dieses Schwerpunkts ist die Filmreihe "Porn Sensations", die am Freitag startet und teilweise unter strengem Jugendverbot steht.

"Bang Gang" (Eva Husson, 2015)

"Bang Gang" (Eva Husson, 2015)

Filmarchiv Austria

Kulturjournal, 14.9.2016

Service

Filmarchiv - Porn Sensations. Kino zwischen Kunst und Pornografie
16. September bis 19. Oktober 2016

Porno ist nicht gleich Porno

Historische Pornos aus den 1920er Jahren, Pornoklassiker, Mainstream-Filme mit expliziten Inhalten, Gay-Porn, Female Porn, erotische Kurzfilme. Dieses Genre hat weit mehr zu bieten, als einschlägige Internetseiten vermuten lassen. Die Kuratorin Julia Fabrick beschäftigt sich bereits seit Jahren mit Sinnlichkeit, Körperlichkeit und Erotik im Film und weiß, Porno ist nicht gleich Porno.

"Die Motivation eines Pornos ist es, Lust zu erzeugen. So unterschiedlich, wie wir darauf reagieren, so unterschiedlich sind auch die Filme. In gewisser Weise geht auch darum, diese Definition neu zu denken. Es gibt - wenn auch nur kleine - Gegenakzente, die ich sehr wichtig finde, da ich die Pornoindustrie verachte. Ich finde es aber schade, wenn diese künstlerischen Arbeiten ganz in den Hintergrund gedrängt werden", so Fabrick.

Sexperimente, Skandal- und Kurzfilme

Dazu blickt die Kuratorin zurück zu den Anfängen und zeigt mit ausgewählten Filmen die Entwicklung des Pornos. Darunter Skandalfilme, die bei ihrer Veröffentlichung stark polarisierten, wie etwa die japanische Produktion "Im Reich der Sinne" oder "Deep Throat" aus den 1970er Jahren. Zurück im Gegenwartskino präsentiert Julia Fabrick vor allem experimentelle Arbeiten, so genannte Sexperimente und künstlerisch anspruchsvolle Erotik-Kurzfilme, die sich mit der Frage beschäftigen "Was ist Kunst und was ist Pornografie?".

Julia Fabrick möchte den Sexfilm raus aus der Schmuddel-Ecke holen, sensibilisieren und auch das Interesse von Frauen wecken. Dazu haben die Female-Porn-Produzentinnen Erika Lust und Petra Joy beide eine ihrer Produktionen beigesteuert.

Dass sich das eine oder andere Pärchen im Saal etwas zu wohl fühlen könnte, davor hat Julia Fabrick keine Angst. Die Kuratorin hat schon des Öfteren ähnlich Filmreihen organisiert und Erfahrung. Zwar mache sich immer eine interessante Stimmung breit, erzählt sie. Die Tatsache, dass man in einem Programmkino sitzt, vergesse jedoch nie jemand.

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