Krimtatarische Musik

Weil mit der krimtatarischen Musik eine der wichtigsten Inspirationsquelle für krimtatarische Kultur für immer zu verschwinden droht, versucht der Musiker Dzhemil Karikov den schleichenden Verfall krimtatarischer Identität aufzuhalten. Karikov ist einer der letzten Künstler, der Instrumente wie die Baglama, Saz und Sazbush noch in Meisterschaft beherrscht.

Kulturjournal, 19.9.2016

"Bei der Deportation der Krimtataren 1944 wurden viele unserer Noten und Instrumente vernichtet", erzählt Dzhemil Karikov. Während der Verbannung war ein kulturelles Leben für die Krimtataren gar nicht mehr möglich. "Nach unserer Rückkehr Anfang der 1990 Jahren auf die Krim, habe ich gemeinsam mit anderen versucht, die krimtatarische Musik neu zu beleben", sagt Karikov. Dazu hat er Musikgruppen gegründet, selbst Konzerte gegeben, Filmmusik komponiert und auch Bücher zu Ursprung und Entwicklung krimtatarischer Musik geschrieben.

Doch nach der Annexion der Krim durch Russland musste Karikov wie viele andere Krimtartaren dann erneut in die Ukraine umsiedeln. Seitdem soll nicht nur die Politik sondern auch die Kultur der Krim "russifiziert" werden. Krimtatarische Kunst soll es nach dem Willen der neuen Machthaber nicht mehr geben. Und tatsächlich fällt es auch herausragenden Künstlern wie Dzhemil Karikov immer schwerer, Nachwuchs für eine klassischer krimtatarische Musikausbildung zu begeistern.