Merlin Sandmeyer (Xerxes)

APA/HANS KLAUS TECHT

Thalheimer inszeniert Aischylos' "Die Perser"

Nach der "Orestie" am Wiener Burgtheater bringt das Akademietheater morgen das früheste überlieferte Stück des antiken griechischen Tragödienautors Aischylos heraus: "Die Perser" - ein Stück, das die verheerende Niederlage des persischen Königs Xerxes bei Salamis aus der Sicht der Verlierer zeigt. Regie führt der Deutsche Michael Thalheimer, einer der größten Experten im Theaterbereich für die griechische Tragödie.

Intermezzo, 14.5.2017

"Die tatsächliche Sensation ist der Perspektivenwechsel. Von seinem griechischen Publikum fordert Aischylos Empathie, Mitleid für das geschlagene Volk", Michael Thalheimer

Karge Bühne, wuchtiges Spiel

Dunkelheit, eine leere Bühne mit einem freischwingenden Portal, langsam in der Stille nähert sich von hinten, kaum sichtbar, eine Gestalt mit einer langen Schleppe, golden das Gesicht. Es ist Atossa, gespielt von Christiane von Poelnitz, die Perserkönigin, die darauf wartet, zu erfahren, wie es ihrem Sohn Xerxes in Griechenland ergangen ist und überheblich fragt, wo denn Athen überhaupt läge und dabei Sätze sagt, die heutiger nicht sein könnten: über verblendeten Reichtum und das Unverständnis der Armen.

Mittagsjournal, 19.5.2017

Übersetzung von Durs Grünbein

Michael Thalheimer verwendet die Übersetzung des bekannten Lyrikers Durs Grünbein und bewundert das Stück des Aischylos, der selbst bei Salamis gekämpft hat und acht Jahre später das Geschehen als Tragödie aufarbeitet: Nicht aus der Sicht der Sieger, sondern aus der Sicht der Besiegten, der Perser.

Christiane von Poelnitz (Atossa)

APA/HANS KLAUS TECHT

Christiane von Poelnitz (Atossa)

Lernen aus der Geschichte

"Die tatsächliche Sensation ist der Perspektivenwechsel. Von seinem griechischen Publikum fordert Aischylos Empathie, Mitleid für das geschlagene Volk", sagt Thalheimer. Darin stecke auch ein Hinweis, dass man nicht selbst aus dem Sieg heraus so hybrid werde, wie die Perser in den Krieg gegen Griechenland gestartet sind. "Aischylos beschreibt eine Vorsicht und das spürt man das ganze Stück hindurch: die Empathie und das Lernen aus dem Geschehenen."

Hybris: Besiegte, nicht Sieger

Dann kommt die Wendung: Ein Herold, verkörpert von Markus Hering, berichtet von der Niederlage und Flucht der Perser und von den Abertausenden Toten, die im Meer schwimmen. Die Hybris wurde gestraft. Hybris ein zentraler Begriff: Die Moira, das Schicksal, straft die, die sich wie Götter fühlen.

Der Geist des Dareios und der nackte Xerxes

Gegen Ende des strengen und für eine Tragödie eher kurzen Stücks beklagt der Chor, bei Thalheimer ein einziger Mann, der Aischylos gleicht, verkörpert von Falk Rockstroh, das Schicksal .Und man beschwört den Geist des Dareios, des Vaters von Xerxes. Branko Samarovski erscheint auf Kothurnen, den hohen Schuhen der griechischen Tragödie, und klagt über den leichtsinnigen, geschlagenen Sohn, der dann auch noch nackt und blutverschmiert auftritt, der junge Merlin Sandmeyer.

Selten gespielt. Wuchtige Wiederkehr

"Die Perser" waren schon lange nicht mehr auf unseren Bühnen zu sehen. Es ist ein gewaltiges Stück, das Michael Thalheimer erschütternd und ganz ohne Regiemätzchen zum Klingen bringt. Ganz auf die Wucht der Sprache bauend, die Aischylos so unverwechselbar macht, eine Sprache aus den siebziger Jahren des fünften Jahrhunderts vor Christus.

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Burgetheater - Die Perser