oe24.tv-Schnittplatz

APA/JOHANNES KERNMAYER

Wer schaut oe24.tv?

Als Fellners Bilder laufen lernten

Seit 2016 hat der Chef der Verlagsgruppe Österreich, Wolfgang Fellner, seinen eigenen Fernsehsender. oe24.tv ist technisch über alle Kanäle empfangbar, über Kabel, Satellit und Digitalantenne. Speziell im Internet entkommt man dem Fellner-TV nur ganz schwer. Sobald man die oe24.at-Website anklickt, startet der Player automatisch - winzig klein und ohne Ton, sehr oft auch im überhaupt nicht sichtbaren Bereich. Der Marktanteil von oe24.tv ist dennoch verschwindend gering.

Der hemdsärmelige Medienmacher Wolfgang Fellner sieht sich von Beginn an als Einzelkämpfer, allein gegen die Platzhirschen in der Medienlandschaft. Und Fellner vergleicht sich auch gern mit den Branchenriesen. Im #doublecheck-Gespräch wies er zum Beispiel darauf hin, dass oe24.tv anders als etwa der ORF mehrere Stunden lang über die ÖVP-Vorstandssitzung berichtet habe, in der Sebastian Kurz zum neuen Parteiobmann gekürt worden ist. Fellner sitzt bei solchen Gelegenheiten meist auch selber im Studio und liest SMS-Nachrichten von Politikern vor, telefoniert live mit Politikern am Handy - oder versucht es zumindest.

Wolfgang Fellner ruft an.

Eine Million aus Privat-TV-Förderung

Für sein oft sehr improvisiert wirkendes Programmangebot bekommt Wolfgang Fellner übrigens eine knappe Million Euro aus der Privat-Rundfunk-Förderung. Über die Reichweite von oe24.tv kann man derzeit nur rätseln. Fellner selbst spricht von einer - wörtlich - "gesamten Nettoreichweite" von 100.000 Zusehern, an einem Spitzentag. Dazu muss man wissen, dass es verschiedene Reichweitendefinitionen gibt, Fellner hat hier eine eher vagen Begriff verwendet. Man weiß auch nicht, was er da alles hineinrechnet.

Wahrscheinlich sind darunter auch sehr viele Zugriffe, von denen der User gar nichts weiß, weil der TV-Player automatisch startet, aber auf dem Bildschirm nicht zu sehen ist. Und diese Autostarts werden von der Arbeitsgemeinschaft Teletest AGTT derzeit mitgezählt. Fellner bestreitet das.

Was wird gezählt?

Autostarts, die man nicht sehen kann

AGTT-Obmann Walter Zinggl widerspricht der Darstellung Fellners: "Autostarts im nicht sichtbaren Bereich werden derzeit mitgezählt." An technischen Lösungen, diese verdeckten automatischen Zugriffe herauszufiltern, werde gearbeitet. Mit einem Ergebnis rechnet Zinggl innerhalb der nächsten sechs Monate.

Im April hat der Teletest für die ORF-TVthek eine Nutzungszeit von rund 100 Millionen Minuten ausgewiesen, knapp 50 Millionen Minuten für die Streaming-Angebote von puls4/ProSieben/Sat.1 - und das waren überwiegend Abrufe on demand, also im Nachhinein. Für oe24.tv wurden 25 Millionen Minuten Nutzungsdauer gezählt, und interessant ist, dass beim Fellner-Fernsehen via Internet der Live-Anteil 90 Prozent beträgt. Sichtbare und nicht sichtbare Autostarts inklusive.

Im Teletest am Rand der Wahrnehmbarkeit

Fakt ist: Linear, also über Kabel oder Antenne hat oe24.tv einen Marktanteil von 0,1 Prozent. Diesen Wert für April hat #doublecheck direkt vom GfK-Institut erworben, das diese Daten erhebt. Damit ist der Sender von Wolfgang Fellner - er selber spricht übrigens von 0,5 Prozent Marktanteil - gerade noch wahrnehmbar. Selbst ATV2 lagt im April bei 0,7 Prozent, ServusTV bei 2 Prozent, ATV bei 2,1 und puls4 bei 3,2 Prozent. ORF1 hatte im April 9,7 und ORF2 20,3 Prozent Marktanteil.

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