Madonna dell’Impannata, 1511

GALLERIA PALATINA

Ausstellung

Raffaels Meisterwerke in der Albertina

Raffael, einem der bedeutendsten Maler der Hochrenaissance, widmet die Albertina eine große Ausstellung: Rund 130 Zeichnungen und 18 Gemälde aus allen Schaffensphasen zeigen vor allem die sorgfältigen Entwicklungsschritte, in denen Raffael seine Entwürfe konzipierte. Die Schau präsentiert Raffael als Maler von Fresken im Vatikan, der gegen Ende seines Lebens zum Leiter des Neubaus des Petersdoms ernannt wurde und zum Baumeister des päpstlichen Palastes.

Morgenjournal, 28.9.2017

Sabine Oppolzer

Vervollkommnung der Natur durch das antike Schönheitsideal

Die Würde und Erhabenheit von Raffaels Geschöpfen steht für die antiken Ideale - gleichzeitig überprüft er durch das Studium am menschlichen Modell jede kleinste ihrer Bewegungen und jeden winzigen Fingerzeig. So schafft er bei seinen Madonnen mit Kind - für die Raffael so berühmt ist - eine Vermenschlichung, wie sie keinem Künstler vor ihm gelungen ist.

Dass er hierin einen Zeitgenossen wie Albrecht Dürer durchaus belehren wollte, zeigen zwei antikische Figuren, die Raffael Dürer schenkte, wie Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder erklärt. "Raffael wollte Dürer zeigen: Studiere die Antike, studiere die großen Vorbilder der antiken Kunst! Dann wird die Natur, die nicht vollkommen ist, jenes Ideal erreichen, dass das Ziel der Kunst sein muss. Dürer dachte da anders: Für ihn war die Natur bereits vollkommen und bedurfte keiner Vervollkommnung durch einen Blick auf die Antike."

Maria mit dem Kind (Madonna Colonna), 1508

JÖRG P. ANDERS

"Maria mit dem Kind (Madonna Colonna)", 1508

Vermenschlichung von Madonna und Jesuskind

Zu sehen sind etwa vier der schönsten Entwurfszeichnungen zu den berühmten Sibyllen mit den sie begleitenden Engeln aus der Chigi-Kapelle in Santa Maria della Pace. Diese freudig gestimmten, lebendig miteinander verknüpften Sibyllen zeigen die prinzipiellen Unterschiede zu Michelangelos grüblerischen und isoliert aufgefassten Gestalten. Selbstvergessen und unbeschwert spielen Raffaels Jesuskinder mit den höchsten Symbolen der christlichen Leidensgeschichte und bringen damit ein zutiefst menschliches Bedürfnis nach Sorglosigkeit zum Ausdruck. Klaus Albrecht Schröder meint, dass dieses Moment der Sorglosigkeit in der Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Kind, Raffaels Madonnen so anziehend mache.

Auf einem der Gemälde lässt Raffael das Jesuskind sogar in einer sehr menschlichen Geste bestimmend an den Ausschnitt der Madonna greifen. Klaus Albrecht Schröder: "Er will eben das haben, was dogmatisch sehr wichtig ist. Denn die stillende Madonna - die ‚Madonna lactans‘ - ist in der Geschichte der kirchlichen Dogmen sehr wichtig. Sie unterstreicht die Menschwerdung des Gottessohnes, der gestillt werden will, und zwar von einem Menschen, der Madonna."

In einem kurzen Leben zum Star der Hochrenaissance

Der Ruhm Raffaels, der 1483 geboren, im Alter von nur 37 Jahren starb, verbreitete sich in wenigen Jahren über ganz Europa. Bereits im Alter von 25 Jahren wurde er von Papst Julius II. beauftragt, seine Gemächer zu dekorieren, nachdem Raffaels erstes Fresko die Werke aller anderen mit ihm im Wettstreit stehenden Künstler in den Schatten gestellt hatte. Raffael war auch für Papst Leo X. tätig und für weltliche Auftraggeber, darunter Agostino Chigi, den vermögendsten Bankier seiner Zeit. 1514 wurde Raffael als Nachfolger von Bramante zum Architekten des Petersdoms ernannt. Heute gilt er zusammen mit Leonardo da Vinci und Michelangelo als das große Dreigestirn der Renaissance.

Schatzkammer in Mitternachtsblau

Um der harmonischen Eleganz seiner Kunst gerecht zu werden, sind die Ausstellungsräume der Albertina in dunkles Mitternachtsblau und hochherrschaftliches Rot getaucht. Man fühlt sich fast zurückversetzt in eine Schatzkammer des päpstlichen Rom vor 500 Jahren.

Service

Raffael – 29. September 2017 bis 7. Jänner 2018
ORF.at - "Jahrhundertchance" für Raffael-Fans

Gestaltung

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