Fran Welser-Möst und das Cleveland Orchestra, im Hintergrund Animation

Roger Mastroianni Courtesy of The Cleveland Orchestra

Opernspektakel

Janaceks animiertes "Füchslein" in Wien

Franz Welser-Möst und das Cleveland Orchestra gastieren mit einer hochgelobten Produktion von Janaceks Oper "Das schlaue Füchslein" im Wiener Musikverein. Regisseur Yuval Sharon habe damit eine neue Kunstform geschaffen, so Welser-Möst, die einem mit Mitteln des Kinos ein noch tieferes Eintauchen in die Musik ermöglicht.

Morgenjournal | 19 10 2017

Sebastian Fleischer

Wohl erstmals in seiner Geschichte wird der Große Musikvereinssaal am Donnerstag und Freitag zum Schauplatz eines multimedialen Opernspektakels. In Leos Janaceks Dreiakter "Das schlaue Füchslein" agieren die Sängerinnen und Sänger inmitten großer Videoanimationen, die hinter dem Orchester auf eine Leinwand projiziert werden. Diese Produktion erlebte 2014 in Cleveland ihre Premiere und stieß auf große Begeisterung. Mit der Wiederaufnahme des "Füchsleins" startet das Cleveland Orchestra nun in seine Jubiläumssaison, feiert es 2018 doch seinen hundertsten Geburtstag.

Spiel mit Illusion und exaktes Timing

Ein Comicstrip, der anno 1920 täglich als Fortsetzungsgeschichte in einer Brünner Tageszeitung erschien, diente Leos Janacek als Vorlage für "Das schlaue Füchslein". Was liegt also näher, als diese 1924 uraufgeführte Oper wieder in eine Welt der - nun animierten - Zeichnungen zu tauchen? Zumal in dieser hintergründigen Fabel die Schicksale der Menschen eng mit der Tierwelt verwoben sind, und so manch wundersame Verwandlung im Trickfilm besonders anschaulich wird.

Um reine Bebilderung handle es sich dabei nicht, sagt Franz Welser-Möst, Chefdirigent des Cleveland Orchestra. "Es gibt Dinge, die man so wesentlich fantasievoller und besser erzählen kann als mit herkömmlichen Mitteln auf einer Guckkastenbühne."

Opernbühne & Kino im Konzert

In seiner nunmehr hundertjährigen Geschichte hat das Cleveland Orchestra immer wieder große Opern zur amerikanischen Erstaufführung gebracht. Aus dem Wunsch heraus, diese Operntradition wieder aufleben zu lassen, setzte Welser-Möst mehrere semikonzertante Aufführungen auf den Spielplan - und wagte sich schließlich mit dem US-amerikanischen Regisseur Yuval Sharon an dieses animierte Gesamtkunstwerk, das jeden Konzertsaal zugleich in eine Opernbühne und in ein Kino verwandelt.

Ganz ähnlich hat vor einigen Jahren auch die Komische Oper Berlin Mozarts Zauberflöte umgesetzt - die Produktion war 2014 auch im Festspielhaus St. Pölten zu sehen. Da wie dort beeindruckt das Spiel mit den Illusionen und die genaue Abstimmung zwischen Sängern, Orchester und Technik. "Als jemand, der von Technik nichts versteht, hat mich erstaunt, dass diese unglaubliche Mannschaft, die im Hintergrund alles steuert, das Timing der Animation meinem Tempo angleichen kann", so Welser-Möst.

"Janaceks romantischste Musik"

Nach der Premiere vor drei Jahren zeigten sich Publikum und Kritik jedenfalls begeistert von der Poesie des Abends, entfacht durch die verspielten Animationen wie auch die musikalische Deutung durch Welser-Möst und sein Orchester. Die impressionistisch angehauchte Musik sei "die lyrischste und - wenn man so will - romantischste Partitur, die Janacek geschrieben hat", erklärt der Chefdirigent.

Am Donnerstag und Freitag ist "Das schlaue Füchslein" im Wiener Musikverein zu erleben, und auch an den darauffolgenden zwei Abenden wird das Cleveland Orchestra den Goldenen Saal bespielen - dann ganz ohne Leinwand und Animationen, mit Werken von Beethoven, Strawinsky und Mahler.

Service

The New York Times - Adding Technology to Animal Instincts
Musikverein
Mährisches Landesmuseum - Janacek-Gedenkstätte