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APA/DPA/MONIKA SKOLIMOWSKA

Matrix

Software soll angeblich Charaktereigenschaften aus Fotos lesen können

Gesichtserkennung ist auf Plattformen wie Facebook oder über die Google Bilder-Suche längst keine große Herausforderung mehr. Eine israelische Firma geht jetzt einen Schritt weiter und behauptet, aus Porträts auch die Charaktereigenschaften einer Person ablesen zu können. So will sie etwa erkennen können, ob es sich bei bestimmten Personen um Terroristen handelt oder um Taschenspieler. Denn unsere Persönlichkeit, so die Hypothese, stehe uns ins Gesicht geschrieben.

"Wir analysieren die Struktur eines Gesichts und leiten daraus Vorhersagen über die Persönlichkeit eines Menschen ab. So können wir sagen, ob jemand eher extrovertiert oder introvertiert ist", behauptet Shai Gilboa von Faception. Die Arbeitshypothese ist ziemlich einfach gestrickt: Man könne Individuen nicht nur ihre Persönlichkeit ansehen, sondern auch, ob sie kriminell sind.

Aber nach welchen Kriterien "Faception" Menschen analysiert, will die Firma nicht preisgeben. Nur so viel verrät sie: Höhe der Stirn, Augenabstand und Mundwinkel würden ausgewertet. Die Resultate teilt die Software dann in 15 Menschen-Kategorien, vom Taschenspieler bis zum potenziellen Terroristen.

Software lernt (Vorurteile) an tausenden Fotos

Als Datengrundlage hat Faception seine Software an tausenden Fotos lernen lassen. "Um beispielsweise jemanden als Taschenspieler zu entlarven, kombiniert die Software sechs, sieben verschiedene Eigenschaften des Gesichts – solche, die auf mathematisches Denken hinweisen, auf die Bereitschaft, ein hohes finanzielles Risiko einzugehen und einen hohen Grad an mentaler Selbstbeherrschung", sagt Gilboa. Erst dann kommt der Algorithmus zu dem Ergebnis, ob jemand ein Trickdieb oder ein Serienmörder ist.

Hokuspokus mit Erbgut

Der Informatiker Gün Sirer hält den Ansatz für "Hokuspokus". Ihn beunruhigen unter anderem die Vorurteile, die in die Programmierung der Software eingeflossen sind. "Wenn man sie zum Beispiel mit Bildern der neunzehn Attentäter vom 11. September füttert, wird die Software auf arabisch aussehende Menschen sensibilisiert."

Der erbgutzentrierte Ansatz von "Faception" erinnert fatal an die Phrenologie des Franz Joseph Gall, die auch maßgeblich in die Rassenlehre der Nazis eingeflossen ist. Gall meinte Ende des 18. Jahrhunderts, man könne das Wesen eines Menschen an seiner Kopfform festmachen.