Orangefarbene Lampen

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Matrix

Warum Drogen aus dem Darknet auch ihr Gutes haben

Selbst wenn uns das Internet wie ein Sammelsurium aller verfügbaren Informationen auf dieser Welt erscheint: Es gibt auch viele Nischen im Netz, die für Suchmaschinen wie Google schlecht bis gar nicht sichtbar sind. Zu diesen Orten zählt das Darknet.

Die einen setzen es mit einem Umschlagplatz für Drogen und Kinderpornografie gleich, die anderen betonen, wie wichtig es aufgrund der eingesetzten Verschlüsselungstechnologie (TOR) für Oppositionelle und Zivilgesellschaft ist. Der Berliner Journalist Stefan Mey hat Utopie und Wirklichkeit des Darknet für sein gleichnamiges Buch akribisch recherchiert.

Umsatz mit Cannabis und Co

Zumindest umsatzmäßig schlägt der Drogenhandel im Darknet klar alle anderen Geschäftsmodelle. Er ist für rund drei Viertel der Umsätze auf Marktplätzen wie Dream-Market verantwortlich. Die Hälfte davon geht auf Bestellungen von Cannabis. Wie Mey in seinem Buch auf Basis einer Studie aus Wien dokumentiert, ist die Qualität der Drogen aus dem Netz besser als beim Straßenkauf. Das liegt nicht zuletzt an Bewertungssystemen im Stile von Amazon oder Ebay. Dass die Drogenpreise im Darknet höher sind, spielt da wenig Rolle. Die Käufer sind nämlich im Schnitt sehr gut ausgebildet, kaufkräftig und rekrutieren sich primär aus Männern in den Mitt- und Endzwanzigern.

Umschlagplatz für Kindesmissbrauch

Zwar widmen sich nur zwei Prozent der Seiten im Darknet der Verbreitung von kinderpornographischem Material, aber das sagt nichts darüber aus, wie stark diese Foren frequentiert werden. Laut einer Studie aus England bezogen sich 80 Prozent aller Suchanfragen im Darknet auf Seiten mit Kindesmissbrauch. Gleichzeitig gibt es auch einen Trend zur Selbstregulierung: Viele illegale Marktplätze schließen Kinderpornografie dezidiert aus. Und wenn die Polizei es nicht schafft, eine Seite zu schließen (so wie eine Plattform mit dem zynischen Namen Elysium, die die deutschen Behörden im Sommer 2017 dicht machten), dann engagiert sich auch mal Anonymous: die Hacktivistengruppe legte im Februar 2017 den Dienst "Freedom Host II" lahm, weil er auf seinen Seiten Kindermissbrauchsmaterial duldete.

Verschlüsselung bezahlt von den USA?

Paradoxerweise stammt das "Innenleben" des Darknet, die Verschlüsselungssoftware TOR, aus einem militärischen Labor der USA. TOR wurde in den 90ern entwickelt, um Agenten über das neu entstandene Netz ohne Rückschlüsse auf den Absender kontaktieren zu können. Dazu wird der Datenverkehr über Knoten geleitet, die die Herkunft der Datenpakete verschleiern. Bis heute gehören die USA zu den Hauptfinanziers des TOR-Projekts, was zu vielen Spekulationen geführt hat, ob TOR für die US-Geheimdienste nicht schon längst ein offenes Buch ist.