Roz Chast

MICHAEL FREUND

Diagonal

Perfekt unperfekt: die New Yorker Cartoonistin Roz Chast

Vor kurzem ist ein sehr ungewöhnlicher, sehr persönlicher Führer durch Manhattan erschienen. Sprechende Hydranten gibt es in dem Buch, riesige Wasserwanzen und vom Busverkehr ist die Rede, der so langsam fließt wie Molasse im Jänner. Gezeichnet, fotografiert und handgeschrieben hat den Führer die Künstlerin Roz Chast, die wahrscheinlich bekannteste Cartoonistin im Magazin "The New Yorker".

Dass Roz Chast einmal eine prominente Zeichnerin sein würde, war ihr nicht in die Wiege gelegt. Im Gegenteil: Das Brooklyn ihrer Kindheit erlebt sie als langweilig und grau. Den Berufswunsch Löwenbändigerin reden die Erwachsenen der kleinen Roz noch aus. Den Traum, erfolgreiche Zechnerin zu werden verfolgt sie dann umso zielstrebiger. Nach dem Kunstcollege in Rhode Island wird sie freischaffende Künstlerin in Manhattan.

Mit 23 bietet Chast dem "New Yorker" ein paar ihrer Cartoons an. Besonders kleine seien die gewesen, sagt sie, damit sie eher eine Chance hätten, zu erscheinen. Eine Zeichnung wird tatsächlich genommen und zeigt schon damals ihr Markenzeichen: den Blick einer Außenseiterin, durch den scheinbar Selbstverständliches komisch wird. Diesen Stil pflegt Chast bis heute, wenn sie etwa Phrasen verdreht oder wenn sie Perfektion in ihr Gegenteil verkehrt.

Roz Chast beim Treffen in New York

Seit fast 40 Jahren veröffentlicht Roz Chast regelmäßig Zeichnungen im New Yorker, eine Art Tagebuch ihrer Gedanken, Obsessionen, Ängste und Hoffnungen. Eines ihrer bekanntesten Bücher "Können wir nicht über etwas anderes reden" thematisiert den Alltag mit ihren greisen Eltern und die Trauer über deren Tod.

Auch Roz Chasts jüngstes Buch hat einen Bezug zu ihrer Familie. Als ihre Tochter Nina zum Studium nach New York zieht, ist ihr die Stadt fremd. Chast war 1990 mit ihrer Familie nach Conneticut gezogen, ihre Tochter war praktisch am Land aufgewachsen. Aus der Idee einer gezeichneten Gebrauchsanweisung für New York entstand dann: "Going into Town. A Loveletter to New York".

https://www.instagram.com/p/BXYn-FADwJR/" style=" color:#000; font-family:Arial,sans-serif; font-size:14px; font-style:normal; font-weight:normal; line-height:17px; text-decoration:none; word-wrap:break-word;" target="_blank">Signing posters for book that comes out in October! Luckily my name is short.

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Vergangenen Sonntag hat Roz Chast ihren 63. Geburtstag gefeiert. Sie schreibt und zeichnet immer noch regelmäßig Comics und Cartoons, füllt mit ihnen Bücher, illustriert auch die Bücher von anderen. Und außerdem entdeckt sie immer neue Projektionsflächen, auf denen sie ihre Fantasie und ihr Staunen über die Welt und deren seltsamen Objekte und Bewohner loslässt. Besonders gerne karikiert sie Dinge, von denen sie nichts versteht, die sie aber lustig findet, z.B. die Rückseiten von Fernsehgeräten. Oder sie bringt sich Teppichhaken und Stickerei bei - und stickt Cartoons nach.

https://www.instagram.com/p/BZy7OIgjpY-/" style=" color:#000; font-family:Arial,sans-serif; font-size:14px; font-style:normal; font-weight:normal; line-height:17px; text-decoration:none; word-wrap:break-word;" target="_blank">Embroidery. Don't ask.

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Roz Chast
Roz Chast, "Going into Town. A Love Letter to New York", Bloomsbury, New York