Peter Sellars

AFP/STEPHANE DE SAKUTIN

Oper von Kaija Saariaho

Sellars inszeniert "Only the Sound remains"

Der Finnin Kaija Saariaho gelang vor 18 Jahren der Durchbruch als Opernkomponistin. Bei den Salzburger Festspielen wurde ihre erste Oper "L’amour de loin" nach einem Libretto von Amin Maalouf und unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano mit großem Erfolg uraufgeführt. Die Einspielung der Oper mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Nagano wurde mit einem Grammy Award ausgezeichnet.

Saariaho gilt seither als eine der wichtigsten zeitgenössischen Opern-Komponistinnen. Am Dienstag hat ihre vierte Oper "Only the Sound remains" im Madrider Teatro Real Premiere. Ö1 hat eine Probe besucht und mit dem Regisseur Peter Sellars über den Opern-Stoff, die Erinnerung an verstorbene Freunde, den Klimawandel und seine Pläne für das kommende Jahr in Salzburg gesprochen.

Mittagsjournal | 22 10 2018 | Vorbericht

Josef Manola

Kulturjournal | 22 10 2018 | Peter Sellars im Interview

Josef Manola

Erinnerungen an Gerard Mortier

Peter Sellars inszenierte die Oper der finnischen Komponistin Kaija Saariaho in Amsterdam und jetzt auch in Madrid. Die Rückkehr ans Teatro Real ist für den US-Regisseur auch mit der Erinnerung an den 2013 verstorbenen Direktor verbunden. Gerard Mortier war es, der als Leiter der Salzburger Festspiele die erste Oper der Finnin im Jahr 2000 zur Aufführung brachte; der Erfolg der Oper "L’amour de loin" unter der Regie von Peter Sellars machte Saariaho damals international bekannt. Der Stoff ihrer inzwischen vierten Oper folgt zwei Texten des klassischen japanischen No-Theaters.

"Only The Sound Remains" beschäftigt sich mit der Frage, was von den geliebten Verstorbenen bleibt. Peter Sellars ist überzeugt, dass ihre Stimme in unserer Erinnerung weiterlebt. Was blieb von Mortier und dessen vierjähriger Direktionsarbeit im Madrider Teatro Real erhalten?

"Man spürt noch Mortiers positive Energie"
Peter Sellars

Peter Sellars: "Es ist sehr bewegend zu sehen, was von ihm geblieben ist. Man spürt noch die positive Energie im Haus. Er hat vieles verändert, nicht ohne große Schwierigkeiten, aber das Ergebnis ist jetzt immer noch sichtbar. Alles hat sich zum Besseren gewandt."

Die Schwierigkeiten zu Beginn der Amtszeit Mortiers sind Peter Sellars noch in Erinnerung. Anfechtung durch Opernfreunde, die sich nicht von eingespielten Ritualen verabschieden wollten. Danach durchaus auch Begeisterung für Neuerungen, mit denen der Belgier die Madrid Oper aufregend gestaltete. "Mit unglaublicher Kraft kämpfte Mortier, und immer noch gibt es ein Budget, der Betrieb ist noch aufrecht. Bühne und Personal funktionieren anders, die Engagements funktionieren anders. Es ist schön zu sehen, dass es ein Erbe Mortiers gibt. Das ist sehr bewegend."

"Idomeneo" im Zeichen der Erderwärmung

Für die Salzburger Festspiele, den Schauplatz seiner ersten Zusammenarbeit mit der finnischen Komponistin Saariaho, kündigt Sellars für kommenden Sommer eine Mozart-Inszenierung an. 2017 hatte er gemeinsam mit dem Ausnahmedirigenten Teodor Currentzis "La Clemenza die Tito" interpretiert - als Auseinandersetzung mit aktuellen Themen wie Migration und Terrorismus.

Für kommendes Jahr darf man Ähnliches erwarten. Sellars plant - wieder mit dem Aufreger Currenzis - eine aktualisierte "Idomeneo"-Inszenierung: "Wir werden einen ‚Idomeneo‘ im Zeichen der globalen Erwärmung machen, um zu zeigen, was es bedeutet, wenn der Meeresspiegel steigt. Man muss mit Neptun, dem Gott der Meere, über die Zukunft der nächsten Generation verhandeln. Das ein reales Problem, in aller Welt. Und nur Mozart konnte diese großartige Musik komponieren - in Österreich, wo es kein Meer gibt!"

"Die alte Mythologie ist plötzlich in unserer Generation hochaktuell."
Peter Sellars

Sellars berichtet von einem ungewöhnlichen Sommer, der seine Heimatstadt Los Angeles heimsuchte. Rekorde bei den Höchsttemperaturen, Trockenheit, Rekorde bei den Waldbränden. Allen Bewohnern sei bewusst geworden, dass sich das Klima unaufhaltsam verändert.

"Wir werden zeigen, was es bedeutet, wenn die Flutwelle auf uns zurollt und eine ganze Stadt auslöscht, wie das vor wenigen Wochen in Indonesien passiert ist. Das ist auf der ganzen Welt ein brennendes Problem. Die alte Mythologie, wie wir sie aus Griechenland oder dem antiken Kreta kennen, ist plötzlich in unserer Generation hochaktuell."