Gedanken für den Tag

"Von Hanna, Friedrich und dem Neuen oder Vom Glück, eine Großmutter zu sein" von Luise Müller

Luise Müller ist evangelische Superintendentin in Salzburg und Innsbruck.

Wilhelm, das jüngste Enkelkind, ist Mitte November geboren worden. Hanna ist gerade vier gewesen, ihr Bruder Friedrich wird im Mai zwei Jahre alt. Seit sie auf der Welt sind, kennt das Leben der evangelischen Superintendentin in Salzburg und Innsbruck eine neue Dimension. Eine ganz andere Liebe, grenzenloses Staunen, große Gelassenheit und eine beglückende Freiheit verbindet sie mit diesen Kindern, die in ihren Eigenheiten eine ständige Herausforderung sind. Ob Schwangerschaftssorgen, Tauffeiern, Urlaub mit drei Generationen, ihr Waterloo als Großmutter oder überraschende Entdeckungen an ihrem Mann, dem Großvater - Oma zu sein ist ganz anders als Luise Müller je gedacht hätte. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Ich gestehe es: Nach einem Tag mit drei kleinen Kindern bin ich geschafft. Obwohl ich mich jedes Mal von Herzen freue, wenn meine Enkelkinder kommen, ist es auch gut, dass sie wieder ins Auto ihrer Eltern gepackt werden und heimfahren. Wenn Friedrich zur Tür hereinstürmt und mich in den Kniekehlen umarmt, brauche ich einen festen Stand. Er ist mit seinen eineinhalb Jahren sehr kompakt und wiegt ein wenig mehr als seine zarte vierjährige Schwester. Zur Zeit lernt er viele neue Wörter, sein Lieblingswort ist "Kochen". Das heißt also, dass wir in die Küche eilen und dort zumindest auf den Knopf der Kaffeemaschine drücken. Aber schöner ist es schon, wenn wir Gemüse schnippeln, Suppe kochen und es auf dem Herd dampft und brät. Fritz ist am liebsten ganz vorne dabei, strahlend und immer viel zu nah an sämtlichen Gefahrenquellen.

Nach dem Essen hat Hanna sich dran erinnert, dass ich ihr ja versprochen habe, ein Badefest zu veranstalten. Also auf ins Bad, Wasser in die Badewanne, Becher, Waschlappen, Badekonfetti, Wasserfärbetabletten, Spritztiere hergerichtet und dann auf die Knie. Meine Rolle ist es, zur Verfügung zu stehen, wenn ihre zwei Hände nicht mehr ausreichen. So verbringen wir etliche Zeit zusammen. Während sie zum Schluss zumindest sauber ist, sind bei mir bestenfalls die Füße eingeschlafen und die Hände vom Wasser ganz aufgeweicht.

Der jüngste, Wilhelm, hat sich inzwischen aus unerfindlichen Gründen in Rage geschrien, seine Mutter braucht kurz mal Erholung und so wandle ich mit dem total erschöpften Kind im Arm zwischen Ess- und Wohnzimmer auf und ab. Abgrundtiefe Seufzer seinerseits begleiten uns. Fritzi schmust mit seinem Opa und Hanna hängt mit Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga vor dem Fernseher. Ich spüre meinen Rücken, mein Mann versucht sich aus dem Geschehen heraus zu manövrieren, indem er Arbeit vorschützt, die Mütter der Kinder tun so, als ginge sie das alles nichts an, die jungen Väter sind verschwunden.

Alles hat seine Zeit, das lese ich schon in der Bibel. Jetzt ist die Zeit der Enkel und Großeltern die gleichzeitig ein paar entspannte Minuten für die jungen Eltern bietet. Und so sehe ich gelassen dem Abend entgegen, wenn sie wieder heimfahren.

Service

Wenn Sie diese Sendereihe kostenfrei als Podcast abonnieren möchten, kopieren Sie diesen Link (XML) in Ihren Podcatcher. Für iTunes verwenden Sie bitte diesen Link (iTunes).

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Cy Coleman
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Carolyn Leigh
Album: JAZZ FOR KIDS: SING, CLAP, WIGGLE AND SHAKE !
Titel: A Doodlin' song
Anderssprachiger Titel: Doop doo dee doop
Doodling
Solist/Solistin: Blossom Dearie /Gesang m.Begl.
Länge: 01:10 min
Label: Universal/Verve 9861754

weiteren Inhalt einblenden