Gedanken für den Tag

von Julian Heidrich. "Warum wahre Helden nie die Autobahn nehmen"

Julian Heidrich ist Musiker, Texter und Jungredakteur. Im Winter 2010 zählte er zu den Finalisten der ORF-Show "Helden von Morgen".

In den "Gedanken für den Tag" erzählt der 19-Jährige Anekdoten aus dieser Zeit und welche Erkenntnisse er daraus für sein eigenes Leben gewonnen hat: wie wichtig ist es, Helden zu haben, zahlt es sich aus, selbst einer zu werden und wenn ja, wie geht man das am besten an? Ein sehr persönlicher und etwas anderer Blick hinter die Kulissen einer großen Castingshow und in den Kopf eines 19-Jährigen, der in dieser Welt Fuß zu fassen versucht.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

"Helden nehmen nicht immer die Autobahn"

Wegzukommen ist uns heilig
Anzukommen ist egal
Immer unterwegs und überall zu spät
Was sich nicht bewegt ist nicht zu fassen
Wo wir sind wird uns der Boden heiß
Unsre Haut wird uns zur engen Hülle, die unter Spannung steht
Wo wir warn war immer alles fade
Wo wir hinfahrn wird es wunderbar
Und hoffen dürfen wir solange, wie sich der Motor dreht
 
singt Sven Regener, Mastermind der deutschen Band "Element of crime". Der Song lief zufällig im Radio, als ich zum ersten Mal in meinem Leben den ersten Gang einlegte. Ich war damals 19 und ich hatte noch immer keinen Führerschein. Wer unabhängig sein will und nicht einmal Autofahren kann, schaut irgendwann blöd aus der Wäsche.

Also entschied ich mich dafür 1000 km Privatausbildung mit meiner Mutter zu fahren und begann die Kilometerjagd. Nach den ersten Fahrstunden fuhr ich sofort auf die Autobahn, einmal ins Burgenland, nach Salzburg und retour. Die Kilometer waren schnell beisammen, theoretisch wäre ich bereit für die praktische Prüfung gewesen, aber: Ich konnte immer noch nicht wirklich Autofahren. Endlich traute ich mich runter von der schnellen Einbahnstraße, rein in den Feierabendverkehr und raus auf die kurvigen Landstraßen. Manchmal fuhr ich einfach irgendwo lang, durch Orte, von denen ich noch nie gehört hatte, entdeckte schöne Landschaften und lernte dabei schließlich jedes Hindernis zu überwinden: Kreisverkehre, Anfahren am Berg, Serpentinen - alles war dabei. Und plötzlich konnte ich dann Autofahren.
 
Die Symbolik meiner Situation hat mich zum Nachdenken gebracht: Wie viele andere Menschen habe auch ich fixe Vorstellungen von der Zukunft und wie ich dort hinkommen könnte, rase los auf dieser Autobahn ohne links und rechts zu schauen. Und übersehe dann oft die wirklichen Chancen, die in den kleinen Gassen der Stadt, den Wegen am Land liegen. Als ich dann meinen Führerschein endlich in der Tasche hatte, hatte ich auch zwei neue Lektionen gelernt: Plane deine Heldentaten nicht - sie passieren von selbst, dort wo du sie am wenigsten erwartest. Und: Helden nehmen nicht immer die Autobahn. Oder um es mit Mahatma Gandhi zu sagen (auch ein Held in meinen Augen): "Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen."

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Sendereihe

Playlist

Titel: GFT 110712 Gedanken für den Tag / Julian Heidrich
Länge: 03:49 min

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