Gedanken für den Tag

von Susanne Heine. "Nach dem Hosianna - Gedanken zur Karwoche". Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Die evangelisch-lutherische Theologin und Religionspsychologin Susanne Heine und der römisch-katholische Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner machen sich in der Karwoche Gedanken um religiöse Verehrung, um Politik, um Leid und um das Kreuzessymbol. Ein Leichnam an einem Kreuz als "Logo" für eine Religion hat nämlich von Anfang an die Kritik herausgefordert, hier werde ein sadistisches Spiel getrieben. Dabei werden aber die Menschen mit ihren oft ungezügelten aggressiven Neigungen ausgeklammert. Das Kreuz sehen der Katholik und die Protestantin als Mahnmal dafür, wozu Menschen fähig sind, und dafür, dass Leid nicht notwendig die Folge von Schuld bedeutet.

Jerusalem um das Jahr 30. Eine besetzte Stadt. Immer wieder neue Steuern. Wer nicht zahlt, wird als Zwangsarbeiter verkauft. Freiheitskämpfer proben den Aufstand und Terroristen machen die Straßen unsicher. Selbsternannte Propheten verkünden den Weltuntergang. Die römischen Besatzer wittern überall Verschwörungen wie alle Kolonialherren. Sie schlagen sicherheitshalber zu, schaffen die Leute ins Gefängnis, auch wenn sie unschuldig sind. Denn die Angst ist der Preis der Macht - bis heute.
Jesus wagt sich in den Hexenkessel Jerusalem. Weiß er denn, was er da tut? Sein Freund Petrus will ihn davon abhalten, denn das kann ja nicht gut gehen. Aber Jesus herrscht ihn an: Geh weg von mir Satan, und das heißt: Führe mich nicht in Versuchung. Aber keine Sorge: Als Jesus in die Stadt kommt, jubelt das Volk und ruft: Hosianna! Rette uns! Er wird wie ein neuer Herrscher begrüßt, von dem man alles erwartet. Er soll Not und Armut beseitigen. Kann er denn nicht Brote und Fische vermehren? Er soll die Herrschaft antreten und die Römer vertreiben. Hat er nicht das Reich Gottes versprochen?
Der Jubel trügt, denn das Volk erwartet genau das, was der Satan Jesus in der Wüste vorgeschlagen hatte: Er soll Steine in Brot verwandeln und die Weltherrschaft antreten. Die Bedingung dafür: Mit dem Teufel im Bunde das Volk mit populistischen Versprechen ködern und sich mit korrupten politischen Machenschaften durchsetzen.
Religion hingegen hat mit etwas anderem zu tun: mit Respekt und Gerechtigkeit, mit Zuwendung und Nachsicht. Lauter unsichtbare Dinge, die aber Wirklichkeit werden können, wenn man nicht in die blinde Verehrung eines "Gurus" und Führers verfällt, der verspricht, was niemand halten kann. Jesus hat nicht nur die Römer und die religiösen Führer gegen sich, sondern bald auch das enttäuschte Volk.
Jerusalem um das Jahr 30 - Wiederholungen waren und sind möglich.

Service

Buch, Susanne Heine, "Muslime in Österreich. Geschichte - Lebenswelt - Religion. Grundlagen für den Dialog", Verlag Tyrolia
Buch, Susanne Heine, "Die christliche Matrix: Eine Entdeckungsreise in unsichtbare Welten", Verlag Kösel
Buch, Susanne Heine, "Grundlagen der Religionspsychologie: Modelle und Methoden", Verlag Utb
Buch, Susanne Heine, "Liebe oder Krieg? Das Doppelgesicht der Religion", Verlag Picus

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Sendereihe

Playlist

Titel: GFT 120402 Gedanken für den Tag / Susanne Heine
Länge: 03:50 min

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