Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Die totale Deregulierung der "Freiheitskämpfer" Milton Friedman und der Weg in die Krise. Zum 100. Geburtstag des Ökonomen Milton Friedman. Gestaltung: Marlene Nowotny

Milton Friedman war einer der einflussreichsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Seine wirtschaftsliberalen Theorien sind unter anderem deshalb umstritten, weil sie die Wirtschaftspolitik der 1970er und 1980er Jahre nachhaltig prägten: Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitete Friedman als Berater von Präsidenten und Regierungen, unter ihnen der amerikanische Präsident Ronald Reagan, die britische Premierministerin Margret Thatcher oder der chilenische Diktator Augusto Pinochet. Als Mitglied der "Chicagoer Schule" entwickelte Friedman die sogenannte Monetarismus-Theorie: die Geldpolitik sollte nicht über den Zinssatz, sondern die Geldmenge reguliert werden. Er wendet sich damit gegen die Theorien des britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Dieser begründetet die antizyklische Finanzpolitik: durch staatliche Investitionen soll der Konsum in konjunkturschwachen Phasen angeregt werden, auch wenn dabei Schulden gemacht werden. In Zeiten guter Konjunktur können diese Schulden dann getilgt werden.

Friedman lehnte diese Theorie ab, da er einen kompletten Rückzug des Staates aus der Wirtschaft forderte. "Der fundamentale Trugschluss im Wohlfahrtsstaat, welcher sowohl in die Finanzkrise als auch zum Verlust der Freiheit führt, liegt im Versuch, Gutes auf Kosten anderer zu tun." 1976 erhielt er für seine Theorien den Nobelpreis für Ökonomie. Milton Friedman forderte nicht nur absolute Freiheit für die Märkte, er zählte auch zu den Verfechtern maximaler menschlicher Freiheit. Er setzte sich für die Abschaffung der Wehrpflicht in den USA ein, für ein Ende der allgemeinen Schulpflicht und die Legalisierung aller Drogen. Im Angesicht der gegenwärtigen Finanzkrise erscheint Friedmans Forderung nach einer totalen Deregulierung der Märkte äußerst zweifelhaft.

Gibt es dennoch Ansätze in Milton Friedmans Werk, die in Zeiten schwacher Konjunktur hilfreich sind? Oder hat gerade die wirtschaftsliberale Haltung Friedmans und sein Einfluss auf die Wirtschaftspolitik der 1980er Jahre in die Krise geführt?

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