Die Hörspiel-Galerie

"Zwei-Eck. Ein Briefverhältnis". Von Jürgen Hofmann. Mit Corinna Harfouch und Joachim Bißmeier. Regie: Götz Fritsch
Freie Bearbeitung der 1912 erschienenen "Amouresken" von Franziska zu Reventlow.

Gräfin Franziska zu Reventlow war als schillernde Schriftstellerin ebenso bekannt wie als Geliebte bedeutender Männer. Der Philosoph Ludwig Klages nannte sie eine "heilige Hetäre". 1871 wurde sie auf Schloss Husum geboren. Am Tag ihrer Volljährigkeit flieht sie von zu Hause und bleibt bis an ihr Lebensende - sie wurde nur 47 Jahre alt - von der Familie geächtet und bar jeder finanziellen Unterstützung. Das außerbürgerliche Schwabing der Jahrhundertwende verehrte die hingebungsvolle Mutter eines nichtehelichen Kindes als "Madonna mit dem Kinde". In der Literatur ihrer Zeit taucht sie als Romanfigur wieder auf: bei Thomas Mann, bei Leonhard Frank, bei Franz Hessel und vielen anderen. Selber hat die Tochter eines Landrats und einer Reichsgräfin einige Bücher geschrieben, ihr "Herrn Dames Aufzeichnungen" gilt als Schlüsselwerk über die Münchner Moderne. Zu den bewegendsten Zeugnissen ihrer Epoche gehört ihr Tagebuch, das in seiner Neuauflage Anfang der 70-er Jahre zu einer Wiederentdeckung dieser faszinierenden Persönlichkeit führte.

Franziska zu Reventlows Roman bzw. längere Erzählung "Amouresken", mit dem ursprünglichen Titel "Von Paul zu Pedro", besteht aus Briefen einer Frau an einen erdachten Liebhaber. Diese einseitige "Kommunikation" komplettiert Jürgen Hofmann, indem er dem fingierten Adressaten reale Gestalt verleiht, zu einem Briefwechsel im süffisanten Stil der Autorin Franziska zu Reventlow und in der rhetorischen Manier der Belle Epoque. Die erfundenen Antwortbriefe verändern natürlich auch die ursprünglichen Schreiben: wenn aus dem bloßen Sparringpartner weiblicher erotischer Phantasien ein intelligenter Verehrer erwächst, spornt das seine Brief-Partnerin zu noch subtileren Spielen von Koketterie und Selbstdarstellung an. (ORF 2000)

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