Logos - Theologie und Leben

"Il succo vitale: Es kommt auf das Lebensmark an!" - Eine Sendung zum 50. Jahrestag des II. Vatikanischen Konzils. Gestaltung: Johannes Kaup

Als Angelo Giuseppe Roncalli 1881 im italienischen Alpenvorland geboren wurde, ahnte noch niemand, welche Weichenstellung der spätere Papst Johannes XXIII. einmal für Kirche und Gesellschaft leisten würde. Als viertes von 13 Kindern wuchs Roncalli in ärmlichen Verhältnissen einer Landarbeiterfamilie auf. Sein Großonkel Zaverio förderte den Buben in seinem Glauben und überzeugte den anfangs skeptischen Vater, dass sein Sohn katholischer Priester werden solle. Nach seiner einjährigen Militärzeit studierte er Theologie und wurde 1904 zum Priester geweiht. Seine "Lehrjahre" absolvierte er bei dem fortschrittlichen Bischof Radini-Tedeschi und wurde früh in den diplomatischen Dienst berufen. Dort lernte der spätere Konzilspapst das orthodoxe Christentum, den Islam und das Judentum näher kennen. Sein Wahlspruch lautete: Oboedientia et Pax (Gehorsam und Friede). 1934 folgte seine Ernennung zum Apostolischen Delegaten und Vikar für die Türkei und Griechenland in Istanbul. In der Türkei des Atatürk war Roncalli für die kleinen christlichen Gemeinden als Seelsorger tätig und Bischof in Byzanz. Während des Krieges verhalf er Juden zur Flucht aus dem von der deutschen Wehrmacht besetzten Ungarn. Am 22. Dezember 1944 wurde er von Papst Pius XII. als Apostolischer Nuntius nach Frankreich versetzt. Diese Aufgabe war nicht einfach und erforderte diplomatisches Geschick, da sein Vorgänger im Amt mit dem Regime unter Philippe Pétain zusammengearbeitet hatte. Durch seine freundliche Art konnte Roncalli die Franzosen schnell für sich gewinnen, und es gelang ihm auch, einen Großteil der Bischöfe, die der französischen Regierung nicht genehm waren, im Amt zu halten. 1953 wurde er von Papst Pius XII. zum Kardinal und zum Patriarchen von Venedig ernannt.

Nach dem Tod des Papstes Pius XII. wurde Roncalli am 28. Oktober 1958 durch die 51 Mitglieder des Kardinalskollegiums zum Papst gewählt. Nach seiner Wahl wurde Roncalli wegen seines hohen Alters und seiner konservativen Frömmigkeit in der Presse als Übergangspapst und Kompromisslösung bezeichnet, erwies sich jedoch bald als einer, der Mut zu historischen Veränderungen hatte. Am 25. Januar 1959 kündigte er vor zahlreichen Kardinälen in der Basilika 'St. Paul vor den Mauern' unerwartet die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils an, das am 11. Oktober 1962 feierlich eröffnet wurde. Das Konzil sollte das "Aggiornamento" ("Aktualisierung") der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert einleiten und versinnbildlichen. Seine Persönlichkeit erschließt sich aus Tagebüchern und fast 800 Briefen an seine Familie, die erhalten sind.

"Il Papa Buono" - der "Gute Papst" wurde Johannes XXIII. auch im Volksmund genannt. Der "Geist der Einfachheit" und sein Streben nach dem "Succo Vitale" (dem Lebensmark, "lebendigen Saft") ist nicht nur sein Lebensprogramm geblieben sondern prägte auch sein Kirchenbild.

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