Logos - Theologie und Leben

"All shall be well" - Die englische Mystikerin Juliana von Norwich. Gestaltung: Maria Harmer

"Alles wird gut" ist ein heute vielzitierter Slogan. Die wenigsten wissen wohl, dass er seine Wurzeln im England des 14. Jahrhunderts hat.

Es wütet die Pest. Allein in Norwich tötet sie im Jahr 1349 ein Drittel aller Bewohner. Jenseits des Kanals tobt der Hundertjährige Krieg. In diese Situation hinein spricht die theologisch-prophetische Visionärin und Mystikerin Juliana von Norwich: "Alles wird gut sein" (All shall be well), und das, obwohl sie keine flache Optimistin war, die vor Elend und Leiden die Augen verschloss. Der zentrale Punkt von Juliana von Norwichs Theologie ist, dass Gott die grenzenlose, unbedingte und allumfassende Liebe ist. Gott schuf die Menschen aus reiner, unwandelbarer Freude als Ausdruck seiner Güte. Diese erfreuen sich ihrerseits an ihm und "genießen" ihn in allen Dingen.Der Gedanke des "enjoien" durchzieht wie ein Leitmotiv ihr Werk "Die Offenbarungen der göttlichen Liebe" (Revelations of Divine Love), das sie nach 15 Visionen niedergeschrieben hat.

Ihr Werk aus dem 14. Jahrhundert ist erhalten geblieben. Von ihr persönlich ist heute wenig bekannt. Nichts über ihre Familie; ja eigentlich nicht einmal ihren ursprünglichen Namen. Doch bis heute inspiriert sie auch Feministinnen. Sie fühlen sich zu ihr hingezogen, weil sie das Konzept der Mutter-Gottheit verbreitete und von einem zärtlich-mütterlichen Gott erzählte. Geblieben ist auch ihre Frage, ob sie denn nicht, nur weil sie eine Frau sei, in geistlichen Dingen das Wort ergreifen dürfe.

Maria Harmer hat für diese Ausgabe von LOGOS über die im deutschen Sprachraum weiterhin wenig bekannte englische Mystikerin Juliana von Norwich mit Wolfgang Riehle, Professor für Englische Philologie an der Karl-Franzens-Universität Graz, gesprochen.

Service

Buch, Wolfgang Riehle, "Englische Mystik des Mittelalters", Verlag C. H. Beck
Buch, Lady Julian of Norwich, "Offenbarungen von göttlicher Liebe", Johannes-Verlag

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