Contra - Kabarett und Kleinkunst

I Stangl ist "Unter Geiern" * Herr Müller und die Dönermonarchie. Ein multikultureller Abend des Kabarettisten Ludwig Müller
Gestaltung: Silvia Lahner

Über Bankster & andere Ganoven erzählt I Stangl in seinem neuen Solo und schlüpft in eine neue Rolle. Er geht mit der Zeit, ist jetzt seine eigene Privatstiftung in Liechtenstein, hinter ihm steht ein Treuhänder auf den Bahamas, der ihn über einen Schweizer Finanzkonsulenten an eine Investorengruppe verleast, alles unter dem Dach der Stangl-Holding mit Sitz in einem Briefkasten in Panama. "Meine Gewinne sind die Verluste der anderen", sagt Stangls Protagonist und rät zu tollen Jobs, wie Aktienanalyst, Lobbyist, Spindoctor oder Rüstungsindustrieller. Die reichsten zehn Prozent der Österreicher besitzen zusammen ein Vermögen von 800 Milliarden Euro. Das entspricht 8 Millionen Porsche Carreras, würde man die auf alle Österreicher umverteilen, wo sollten wir die parken?

Anfangs vertrat der im Haus als Herr Müllür angesprochene Bewohner des pulsierenden Multi-Kulti-Viertels rund um den Wiener Brunnenmarkt die österreichische Durchschnittsansicht: Migration ja, aber bitte nur an Werktagen von 8 bis 18 Uhr. "Soll keiner sagen, wir hätten kein Interesse an fremden Kulturen! Essen tun wir ja alles, selbst diese japanischen Cevapcici aus Reis und kaltem, rohem Fisch. Und der Kebap ist dabei, sogar seine rosafarbene, kantige Schwester, das Bollwerk Leberkäsesemmel aus dem Schnellimbiss zu drängen", so der Protagonist. Beim gemeinsamen Tee mit dem Hausmeister Özcan, der nicht nur jedes Türschloss, sondern auch die Herzen verfehdeter Hausgenossen zu öffnen vermag, wird dann die entscheidende Idee geboren: Hatten wir nicht schon einmal den Vielvölkerstaat? Wie wäre es mit einer Neuauflage der multikulturellen Donaumonarchie, bloß mit einer anderen nationalen Zusammensetzung? Sprachkenntnis ist Erfordernis und gleichzeitig Ventil für Ludwig Müllers Sprachwitz, wenn es um die Errichtung seiner "Dönermonarchie" geht.

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