Zwischenruf

von Marco Uschmann (Wien)

"Geiz isst Gaul" habe ich neulich im Internet gelesen. Eine gelungene Anspielung auf den Werbeslogan eines großen Elektronikmarktes. Gemeint sind natürlich die Lebensmittelskandale der letzten Wochen und Monate, besonders der Betrug mit dem Pferdefleisch. Europaweit ist Fleisch von Pferden in Faschiertem, Wurst oder Kebab aufgetaucht, wo es nichts verloren hatte. An sich ist Pferdefleisch ja gutes Fleisch, fettarm und schmackhaft, heißt es. Bei dem Skandal allerdings ging es darum, dass der Inhalt der Produkte nicht wahrheitsgemäß ausgeschildert worden sei und daher Betrug vorliege.

"Geiz isst Gaul" - das trifft aber auch auf die angeblichen Bio-Eier zu oder das verseuchte Rinderfutter, das Rindfleisch billig macht. Im Grunde aber ist es gar nicht verwunderlich, dass einige schwarze Schafe in der Lebensmittelindustrie ihre Profite auf diese Art und Weise vergrößert haben. "Geiz ist Gaul", das beschreibt sehr treffend die Einstellung vieler Menschen, die nicht bereit sind, für Lebensmittel einen angemessen Preis zu zahlen.

Dieser angemessene Preis allerdings würde entstehen aus angemessener Tierhaltung, so dass die glücklichen Hühner tatsächlich Bio-Eier legen können. Das aber kostet mehr Geld. Im Grunde ist es der Wert, den die Menschen einem Ei oder einem Kilo Faschierten beimessen. "Was wenig kostet, ist in den Augen der Menschen auch wenig wert. Die Wertschätzung steigt mit dem Preis der Ware. Sehr wahrscheinlich würden wir teurere Nahrungsmittel auch nicht so leichtfertig wegwerfen, wie es jetzt gang und gäbe ist. Die Tiere, die bezeichnenderweise als Fleischproduzenten oder Eierproduzenten herhalten müssen, sind ja aus christlicher Sicht Geschöpfe, Mit-Geschöpfe des Menschen. Freilich heißt es in den biblischen Schöpfungsgeschichten, dass der Mensch sich die Schöpfung untertan machen soll. Das bedeutet aber ganz eindeutig, dass Menschen an Tieren und Pflanzen keinen Raubbau betreiben sollen und dürfen. "Bebauen und bewahren" heißt es im ersten Buch Mose, der Genesis, als es um die Schöpfung geht. Und nach der Sintflut, da schließt Gott einen neuen Bund mit Noah - und mit allen anderen Geschöpfen, die auf der Arche waren. Diese und andere Geschichten aus der Bibel zeigen deutlich, dass die Tiere und Pflanzen selbstverständlich Mit-Geschöpfe sind und eine eigene Würde und damit einen eigenen Wert haben.

Nun will ich hier nicht dazu aufrufen, dass alle Menschen Vegetarier werden sollen. Dazu schmeckt mir persönlich die Wurstsemmel auch viel zu gut. Es ist nur eine ganz einfache Rechnung, dass artgerechte Tierhaltung mehr kostet. An dieser Stelle sollte sich die "Geiz isst Gaul" Mentalität mit dem Gedanken an die Würde der Geschöpfe treffen. Wie heißt es so schön: Der Konsument und die Konsumentin entscheiden - was wir nicht kaufen, das wird auch nicht angeboten.

Es klingt ein bisschen wie ein schlechter Witz, dass eine Fast-Food Kette gerade einen sogenannten Ranch-Burger auf den Markt gebracht hat. Das Besondere an dieser Fleischsemmel ist der Preis, der tatsächlich nur einen Euro beträgt. Geiz isst Gaul - Ich wünsche guten Appetit.

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