Gedanken für den Tag

von Franz Küberl. "Auf der Flucht" - Gedanken zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni. Gestaltung: Alexandra Mantler

Franz Küberl ist Präsident von Caritas Österreich:

Vor einem Jahr besuchte ich das westafrikanische Burkina Faso. Das Land war zu dieser Zeit von einer Dürre betroffen. In den Monaten zuvor hatten im benachbarten Mali Rebellen große Teile des Landes eingenommen. Insgesamt mussten 420.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Auf der Flucht, in die Nachbarländer Niger oder Burkina Faso. Von einem entsetzlich armen Land in die anderen entsetzlich armen Länder.

Während meines Aufenthalts in Burkina Faso besuchte ich auch ein Flüchtlingscamp in Djibo. Viele Kilometer lang, außerhalb der Stadt, an der Straße nur Zelte. 50.000 Menschen waren hier untergebracht.

Aus dem Gespräch mit einer Flüchtlingsfamilie erfuhr ich, dass sie vor den Gefechten und Schusswechseln aus der malischen Stadt Mopti geflüchtet war. Und auch, weil die Rebellen sie aufgefordert hatten, in ihre Reihen zu treten. Flucht war für diese Familie die einzige Möglichkeit, ihr Leben und auch ihre Gesinnung zu retten.

Im Grunde geht es in Djibo zwischen Einheimischen und Flüchtlingen genauso einher, wie in allen anderen armen Ländern dieser Welt, in denen es Flüchtlinge gibt: egal ob Pakistan, Iran, Libanon, Jordanien usw. usw.

Anfangs wurden die Flüchtlinge sehr freundlich aufgenommen. Aber dann, nach mehreren Monaten, wurden die Einheimischen schon unruhiger. Sie hatten ja selbst nur das Allernotwendigste zum Leben. Dann kann schon Überforderung entstehen und Angst, ob man nicht mit Menschen teilen muss, die noch weniger haben als man selber.
Und diesen Flüchtlingen aus Mali geht es wie allen Flüchtlingen auf der Welt - Sie sind Zerrissene. Wie es ein Flüchtling erzählte: "Ich kann hier in Ruhe schlafen, ja. Aber mein Herz ist über der Grenze zuhause. Wie wichtig es wäre, von eigener Hände Arbeit leben zu können, um die Daheimgebliebenen versorgen zu können. Wenn es irgendwie ginge, heimgehen - aber das geht wohl für längere Zeit nicht."

Und ich grüble im Staub darüber nach, wie wir mithelfen können, dass zumindest in Millimetern die Sehnsucht beider, der Einheimischen und der Flüchtlinge nach Leben, nach Zukunft, nach Friede und nach Zuhause gestillt werden könnte.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonio Vivaldi/1678 - 1741
Album: OFRA HARNOY: VIVALDI CELLOKONZERTE VOL.2
* Andante e spiritoso - 2.Satz (00:03:29)
Titel: Konzert für Violoncello, Streicher und B.c. in D-Dur RV 403
Cellokonzert
Solist/Solistin: Ofra Harnoy /Violoncello
Orchester: Toronto Chamber Orchestra
Leitung: Paul Robinson
Ausführender/Ausführende: Robert Dodson /Violoncello continuo
Ausführender/Ausführende: Valerie Weeks /Cembalo, Orgel
Länge: 02:00 min
Label: RCA Victor Red Seal RD 60155

weiteren Inhalt einblenden