Leporello

Anblicke und Einsichten: Friedl Kubelka - Friedl vom Gröller

"Angenommen, Sie würden mir gegenüber sitzen, und ich würde Sie drei Minuten mit Interesse anschauen: Sie wären verstört."
Schauen - genaues Hinschauen: das ist die Kunst von Friedl Kubelka alias Friedl vom Gröller. Die Fotografin und Filmemacherin nennt sich, je nachdem, in welchem Genre sie gerade arbeitet, Kubelka oder vom Gröller. Sie interessiert, was passiert, wenn sie ihren Blick ein, zwei, drei Minuten lang auf jemanden richtet: auf Freunde etwa, aber manchmal auch auf gänzlich fremde Menschen. Bisweilen geht die Künstlerin damit bis an die Grenzen des allgemein Erträglichen: wie bei ihren Versuchen in der Wiener U-Bahn

Friedl Kubelka, die übrigens auch Malerin und ausgebildete Psychoanalytikerin ist, verwendet die Kamera als Alibi, um sich ungeniert Anblicke von ihren Mitmenschen verschaffen zu können.-
"Denk' ich ans Filmen in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. Friedl vom Gröller" so lautet der schöne, dem Dichter Heine entliehene, Titel einer dreiteiligen Veranstaltung am 7.u.8. Mai im Wiener Filmmuseum.

Im Rahmen der von Dietmar Schwärzler liebevoll kuratierten Schau wird das umfassende kinematografische Oeuvre der Film-Künstlerin gezeigt, darunter etwa auch besagte Minutenporträts von Bekannten und Freunden, unter letzteren etwa Peter Kubelka, der einstige Ehemann der Künstlerin, oder auch der junge Franz West. Nicht weniger als 80 Filme beinhaltet das Werk von Friedl vom Gröller; meistens handelt es sich um schwarzweiß gehaltene, stumme, ohne Script produzierte und mit einer Kamera mit Handaufzug gedrehte Aufnahmen von scheinbar banalen Alltagsszenen, die aber oftmals mit einer Grenzüberschreitung überraschen: etwa wenn Friedl vom Gröller beim ungenierten öffentlichen Pinkeln im Wiener Prater zu sehen ist. Das Sichtbarmachen von gemeinhin Verborgenem sei ihr ein Anliegen so wie das Aufspüren von versteckten Gefühlen, so Friedl vom Gröller, darüberhinaus verhelfe die Kunst ihr, mit ihren eigenen "ungehörigen" Befindlichkeiten umzugehen.- Gestaltung: Christa Eder

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