Gedanken für den Tag

von Franz Winter, Religionswissenschaftler. "In Erwartung" - Feste als Unterbrechung des Alltags. Gestaltung: Alexandra Mantler

Ein Beispiel für ein "weihnachtliches" Fest in Indien: "Divali"

Mit dem christlichen Weihnachten hat man natürlich immer wieder verschiedene Feste anderer Religionen verglichen. Und ein bekanntes Beispiel ist ein indisches Fest mit Namen "Divali", das in ganz Indien, aber auch in Sri Lanka und Nepal bzw. überall dort, wo Hindus leben, gefeiert wird.

Der Name Divali ist ein moderner Hindi-Ausdruck, der auf das Altindische dipa-avali zurückgeht, und so viel wie "Anordnung des Lichts/der Lichter" bedeutet. Und in der Tat ist das Licht das zentrale Element dieses Festes, das deshalb auch einfach als das indische "Lichterfest" bezeichnet wird. Es fällt auch - um eine weitere Parallele zu Weihnachten zu zitieren - in die Winterzeit, bzw. diejenige Zeit, wo es länger dunkel als hell ist und deshalb ist auch das Bringen von Licht die zentrale Idee dahinter. Zeitlich wird es Ende Oktober/Anfang November angesiedelt und es wird in sehr unterschiedlicher Art und Weise gefeiert, wie das typisch ist für den Komplex der sogenannten Hindu-Religionen, die ja sehr starke regionale und lokale Verschiedenheiten aufweisen.

Vom prinzipiellen Verlauf ist es als ein sehr fröhliches Fest angelegt, wo neben dem Anzünden der Divali-Lampen in allen möglichen Anordnungen auch das gemeinsame Essen im größeren Familienkreis eine große Rolle spielt. Dann gibt es natürlich Opfer an Götter, die sogenannten puja; es wird gemeinsam getanzt und gefeiert; Feuerwerke zählen zudem ebenfalls zu wichtigen Elementen an vielen Orten.

Ganz interessant ist in diesem Fall, dass die Bedeutung des Festes selber unterschiedlich interpretiert wird. Je nach Region und Religionszugehörigkeit werden mit dem Divali-Fest verschiedene Episoden und Begebenheiten aus den vielen indischen religiösen Texten und Traditionen verbunden. In vielen Regionen steht die Göttin Lakshmi im Mittelpunkt, die Göttin des Glücks, und zu Divali wird ihre Geburt aus dem "Milchozean", der in mythischer Vorzeit von Göttern und Dämonen tausend Jahre lang gequirlt wurde, um den Unsterblichkeitsnektar amrta zuzubereiten. Und dabei entstehen so nebenbei auch einige Götter, wie eben die Lakshmi.

Die wichtigste Klammer des Divali-Festes bleibt aber bei allen Verschiedenheiten das Licht und die damit verbundene Metaphernwelt. Deshalb wird es oft auch beschrieben als Fest, wo der Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, bzw. des Wissens über das Unwissen, bzw. des Guten über das Böse oder der Hoffnung über die Verzweiflung gefeiert wird. Diese universale Anlage macht das Fest vermutlich auch so attraktiv und so bedeutsam für alle Inder.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Mychael Danna/geb.1958
Vorlage: Yann Martel /Romanvorlage/geb.1963
Gesamttitel: LIFE OF PI: SCHIFFBRUCH MIT TIGER / Original Filmmusik
Titel: Appa's lesson
Orchester: Filmorchester
Leitung: Mike Nowak
Länge: 02:00 min
Label: Sony Classical/Sony Music 8872

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