Radiokolleg - Alphabet der Töne

Wie man Musik aufschreibt (4). Gestaltung: Martin Adel

So wie es bei der Verschriftlichung der Sprache verschiedenste Möglichkeiten gegeben hat und gibt, so hat es auch - wenngleich in weit geringerem Maß - im Lauf der Geschichte verschiedene Formen der Notation von Musik gegeben. Schon die Alten Griechen entwickelten ein Alphabet der Töne, das allerdings außer Übung kam und in Vergessenheit geriet. Im europäischen Raum entwickelte sich erst mit der Gregorianik wieder eine weithin verbindliche Schriftweise für diesen klösterlichen Gesang: die Neumen.
Andere Notationssysteme kamen erst mit der Verfeinerung von Instrumentalkompositionen auf.

Auffällig mag sein, dass die Schreibweisen hier ganz charakteristisch voneinander abweichen können: Da gibt es - bis ins späte 17. Jahrhundert noch - die eher skizzenhafte Schreibweise meisterlicher Komponisten für Tasteninstrumente, während (etwa gleichzeitig) v.a. für die vielen Laienspieler der beliebten Gitarre in Italien die Schreibweise des "Alfabeto" (!) erfunden wurde (nicht zu verwechseln mit den "Tabulaturen"!).
Die Linierung als Anhalts-"Punkte" für die Tonhöhen begann mit zwei Linien, der Musiktheoretiker und -didaktiker Guido von Arezzo verordnete schon im 11. Jahrhundert eine dritte - und empfahl für den Bedarfsfall eine vierte.

Allgemein kann man vielleicht so sagen: Es lässt sich verfolgen, wie sich die Notenschriften in dem Maß verfeinern, in dem sie zu Unterrichtszwecken und für eine immer komplexer werdende Komposition und deren Reproduktion nötig waren. Kein Wunder also, dass sich mit der Entwicklung von Repertoire und Orchestern ab dem 19. Jahrhundert die Notenblätter mit immer detaillierteren Angaben für die Musiker zu füllen beginnen - um in der Avantgarde-Musik des 20. Jahrhunderts (z.T.) durch eine neue und höchst individuelle Schreibweise wieder abgelöst zu werden.

Kurz: Das Anforderungsprofil war immer entscheidend, und die Eckpunkte liegen wohl in der Komplexität der Musik, einem Lehrer-Schüler-Verhältnis, aber auch in der sukzessiven Trennung von Komponisten und ausführenden Musiker/innen.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Anton Webern
Titel: Fünf Stücke für Orchester op.10
* 2. Lebhaft und zart bewegt (00:34)
Orchester: Wiener Philharmoniker
Leitung: Claudio Abbado
Länge: 00:30 min
Label: DG 4317742

Komponist/Komponistin: Anton Webern
Titel: Fünf Stücke für Orchester op.10
* 5. Sehr fließend (00:01:55)
Orchester: Wiener Philharmoniker
Leitung: Claudio Abbado
Länge: 00:30 min
Label: DG 4317742

Komponist/Komponistin: Karlheinz Stockhausen
Titel: Mikrophonie II - für Chor, Hammondorgel und Ringmodulatoren
Solist/Solistin: Alfons Kontarsky /Elektronenorgel
Solist/Solistin: Johannes Fritsch /Zeitgeber
Chor: Unbekannt
Choreinstudierung: Herbert Schernus
Länge: 01:00 min
Label: Sony S2K 53346

Komponist/Komponistin: Morton Feldman
Album: HANS ZENDER EDITION 11
Titel: Violoncello und Orchester
Solist/Solistin: Siegfried Palm /Violoncello
Orchester: Rundfunk Symphonieorchester Saarbrücken
Leitung: Hans Zender
Ausführender/Ausführende: Hans Zender
Länge: 00:30 min
Label: cpo 9994832 (2CD)

Komponist/Komponistin: John Cage
Gesamttitel: MUSIC OF CHANGES - Zyklus für Klavier
Titel: Music of Changes - Buch 1 (00:03:48)
Solist/Solistin: David Tudor /Klavier
Länge: 01:35 min
Label: hat[now]ART 173

Komponist/Komponistin: Karlheinz Stockhausen
Titel: Klavierstück IX
Stück für Klavier
Solist/Solistin: Aloys Kontarsky /Klavier
Länge: 01:35 min
Label: Sony S2K 53346

Komponist/Komponistin: Sylvano Bussotti
Album: PIANO XX - VOL.2
Titel: Musica per amici - für Klavier
Solist/Solistin: Massimiliano Damerini /Klavier
Länge: 01:50 min
Label: Arts Music 472162

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