Erfüllte Zeit

6. Jänner 2015, 07:05

1. Helferin und Lebenskünstlerin: Inge Hungerleider

88 Jahre alt ist sie vor Kurzem geworden: Ingeborg oder - wie sie sich selbst nennt - Inge Hungerleider. Dessen ungeachtet besucht sie im Wiener "Haus der Barmherzigkeit" regelmäßig alte, kranke und pflegebedürftige Menschen, vor allem solche, die kaum oder keine Angehörigen mehr haben. Für ihren Einsatz ist sie im November mit dem "Preis der Menschlichkeit 2014" ausgezeichnet worden. Dabei hat Inge Hungerleider selbst viel Schweres erfahren: Als Tochter einer jüdischen Familie geboren, der Familie Mannheimer in Frankfurt, waren es in ihrer Jugend Verfolgung, Vertreibung und Flucht. Am 9. November 1938 hat die damals 12-jährige Inge Mannheimer erlebt, wie "ihre" Synagoge in Brand gesetzt wurde. Kurz darauf ist sie mit ihren Eltern nach Shanghai geflohen - einem der wenigen Flucht-Orte zur Zeit des Nationalsozialismus, für den man kein Visum gebraucht hat. Zwei Jahre nach dem Krieg, dann bereits verheiratet, ist sie - freilich wieder auf einer abenteuerlichen, anstrengenden Schiffsreise - nach Wien gekommen und hier geblieben.
Judith Fürst hat die unermüdliche Helferin in das "Haus der Barmherzigkeit" im 16. Bezirk Wiens begleitet.


2. Die Regel des Hl. Benedikt und der Rock'n'Roll: Abtprimas Notker Wolf

Nicht erst jetzt im Neuen Jahr, sondern schon zu Beginn des Kirchenjahres am 1. Adventsonntag, hat Papst Franziskus, als Jesuit selbst ein Ordensmann, ein "Jahr der Orden" ausgerufen - und in einem Rundbrief unter anderem geschrieben:
"Liebe Frauen und Männer geweihten Lebens!
(...) Zieht euch nicht in euch selbst zurück, lasst euch nicht von den kleinen Streitereien zu Hause belästigen, bleibt nicht Gefangene eurer Probleme. Diese lösen sich, wenn ihr hinausgeht, um den anderen zu helfen, ihre Probleme zu lösen (...). Ihr werdet das Leben finden, wenn ihr das Leben hingebt, die Hoffnung, wenn ihr Hoffnung gebt, die Liebe, wenn ihr liebt."
Weltweit gibt es rund 900.000 katholische Ordensleute. Mehr als zwei Drittel sind Ordensfrauen, ein Drittel sind Ordensmänner - sowohl Priester - also Patres - als auch Nichtpriester: Fratres oder Brüder.
Einer dieser Ordensmänner, der Deutsche Notker Wolf, ist Abtprimas der Benediktinischen Konföderation und damit ranghöchster Repräsentant von rund 23.000 katholischen Ordensleuten auf der ganzen Welt, die sich auf Benedikt von Nursia berufen. Er hat im 6. Jahrhundert in Italien das Kloster von Monte Cassino gegründet. Doch das ist nicht das einzige Interesse des ranghöchsten Benediktiners. Notker Wolf "rockt" aus Leidenschaft.
Maria Harmer hat den heuer 75-jährigen rockenden Abtprimas im Wiener Schottenstift getroffen.


3. Eine Österreicherin in Medina: Iman Dox und die Sufi-Spiritualität

Der 6. Jänner ist ein vielgestaltiger Feiertag: Dreikönigstag, Epiphanias, Erscheinungsfest. Aber ebenso der Vorabend, also der "Heilige Abend", zum russisch- und serbisch-orthodoxen Weihnachtsfest, weil dieses sich nach dem julianischen Kalender richtet. Andere orthodoxe Christen wie etwa griechisch-orthodoxe Gläubige haben die Taufe Jesu und die "Große Wasserweihe" im Mittelpunkt ihrer Liturgien. Und in der armenischen Kirche wiederum wird seit gestern Abend Epiphanie und Geburt Jesu in einem gefeiert.
Im Islam denkt man dieser Tage an den Geburtstag des Propheten Muhammad.
Er wurde um das Jahr 570 in Mekka geboren, ist aber 622 in die heutige Stadt Medina ausgewandert, wo er 632 gestorben ist. Mit seiner Auswanderung beginnt die islamische Zeitrechnung - man schreibt heuer das Jahr 1436 - und Medina gilt seither als "Stadt des Propheten". Nicht nur Millionen von Pilgerinnen und Pilgern besuchen jedes Jahr die beiden Städte auf der Arabischen Halbinsel - in Medina lebt auch eine international zusammengesetzte muslimische Community: Menschen unterschiedlicher Herkunft, die sich dort niedergelassen haben. Unter ihnen ist auch die Österreicherin Iman Dox.
Lise Abid hat die freiheitsliebende knapp 70-Jährige gefragt, wie sich ihr Leben in Medina - in Saudi-Arabien, wo eine sehr strikte Richtung des sunnitischen Islam gelebt wird - wie sich also ihr Leben in der "Stadt des Propheten" gestaltet.


4. Auf, werde Licht, Jerusalem: Kurzessay zu Jesaja 60, 1-6

Der Text aus dem Ersten oder Alten Testament der Bibel, entstanden im 6. Jh. v. Chr., ist in der römisch-katholischen Liturgie als Lesung für den Dreikönigstag vorgesehen.
Josef Schultes, katholischer Theologe und Bibelwissenschaftler, erklärt, warum - und dabei auch gleich, warum das Buch Jesaja sein Lieblingsbuch aus der Bibel ist.


Moderation: Doris Appel

Service

Haus der Barmherzigkeit
Iman Dox
Buchtipp: Iman Dox, "Unsterblich verliebt - Eine europäische Frau erlebt den Islam", Donau-Verlag, 1995

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