Gedanken für den Tag

von Josef Leitner, Theologe, Personalleiter und Universitätslektor. "Kultur des Reisens". Gestaltung: Alexandra Mantler

Erich Kästner sagte: Reisen macht uns zu besseren Menschen und zu bewussteren Weltbürgern. Bei einer Reise berühren neben den kulturellen Reichtümern vor allem menschliche Begegnungen. Als Individualreisende hat uns Armenien ein fast biblisches Willkommen geschenkt. Wir befinden uns in der Stadt Etschmiadsin, das bedeutet "Herabgestiegen ist der Eingeborene". An dieser Stelle soll Christus dem Heiligen Gregor, dem Erleuchter, erschienen sein, der den armenischen Herrscher zum Christentum bekehrte - so die Überlieferung der armenisch-apostolischen Kirche. Hier ist der Sitz des Katholikos - des geistlichen Oberhauptes aller Armenier. In der Kathedrale erleben wir das Fest Christi Himmelfahrt, ergreifend begleitet von einem Frauenchor. Auf der Suche nach einer weiteren sehenswerten Kirche fragen wir einen Mann auf der Straße nach dem Weg. So lernen wir Grigor Abramian kennen, der - von Beruf musikalischer Leiter des Stadttheaters - uns spontan das Theater zeigt und in sein Arbeitszimmer einlädt. Wir erleben ein Privatkonzert von besonderer Intensität - am Klavier, mit Flöte, Trommel und Ziehharmonika. Anschließend werden wir einige Straßen weiter geführt, wo sich die Kinder der dort Wohnenden versammelt haben und uns ein Konzert darbieten. Mutig singen Siebenjährige Volkslieder und rezitieren Gedichte. Reich beschenkt setzen wir unsere Reise fort. Die nächste Station ist die Kirche von Geghart - am Ende eines Tales gelegen. Wie viele Kirchen Armeniens ist sie in einen Felsen gehauen - zum Schutz vor den religiösen Feinden, die das Land umgeben. In dieser jahrhundertealten Höhlenkirche erleben wir ein a capella Konzert von fünf Sängerinnen: Eine einzigartige variantenreiche Sangeskunst in der Tradition kaukasischer Volksmusik und liturgischer Gesänge. Gerade in dieser besonderen Akustik kommt die Musik zur Geltung. Sie ist voller Schwermut, aber auch Hoffnung. So dürfen wir das kulturell-spirituelle Erbe, das das armenische Volk seit Jahrtausenden pflegt - im wahrsten Sinn des Wortes hautnah erleben. Oder wie es der deutsche Schriftsteller Werner Bergengruen einmal ausgedrückt hat: "Wir reisen nicht nur an andere Orte, sondern vor allem reisen wir in andere Verfassungen der eigenen Seele.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Komitas (Soghomon Soghomonian)/1869 - 1935
Vorlage: Traditional / Armenien
Bearbeiter/Bearbeiterin: Sergei Z. Aslamazian /Arrangement./1897 - 1978
Urheber/Urheberin: KOMITAS (Vardapet S. Soghomonian)/26.9.1869 Kutais (Kutahia) - 22.10.1935 Paris
Album: TÄNZE AUS DEM HERZEN EUROPAS / I Musici de Montreal
Titel: Nr.2 Al aylukhs (Mein Scharlachtuch / Mein scharlachrotes Kopftuch) : Allegretto (00:02:20)
Gesamttitel: ZEHN ARMENISCHE VOLKLIEDER UND VOLKSTÄNZE - für Streichorchester
Ausführende: I Musici de Montreal
Leitung: Yuli Turovsky /Violoncello und Leitung
Ausführender/Ausführende: Jacques Proulx /Percussion
Länge: 02:00 min
Label: Chandos CHAN10094

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