Radiokolleg - Töne und Stimmungen

21. Oktober 2015, 09:45

Die klassische indische Musik unterscheidet sich grundlegend von der europäischen Kunstmusik. Der Raga, die zentrale Form der indischen Musik, kennt keine Dur-Moll-Harmonien. Die Musik ist vielmehr modal, d. h., das ganze musikalische Geschehen kreist um einen Grundton. Ragas werden auch nicht von Orchestern aufgeführt, sondern es gibt stets ein Soloinstrument, oft die Stimme oder einen Sitar-Spieler, der von Trommeln und der Tambura begleitet wird. Die Tambura wiederholt immer wieder den Grundton - und meist auch seine Quinte. Die Qualität der Töne wird durch raffinierte Spieltechniken bestimmt, die - abgesehen von Glissandi - kaum ein Pendant in der westlichen klassischen Musik haben. Ragas sind eine sehr stimmungsbetonte Musik, so gibt es eigene Ragas für die verschiedenen Tageszeiten, aber auch Monsun-Ragas. Traditionell wurden Ragas nicht an eigenen Musikschulen gelehrt. Die Schüler lebten vielmehr jahrelang im Hause ihres Lehrers und wurden schrittweise in die Musik eingeführt. Manche Ragas kann man in ganzer Ausdruckskraft überhaupt erst als Künstler im fortgeschrittenen Alter verstehen, sind renommierte indische Musiker/innen überzeugt.

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