Radiodoktor - das Ö1 Gesundheitsmagazin

1. Massiv unterversorgt - Menschen mit seltenen Erkrankungen
2. Sie kommen um zu bleiben - Die Familie der Herpes-Viren Teil 2

1. Massiv unterversorgt - Menschen mit seltenen Erkrankungen

Seit 2008 wird weltweit immer am letzten Tag im Februar auf seltene Erkrankungen aufmerksam gemacht. Im heurigen Schaltjahr ist das der ebenfalls seltene 29. Februar. Wenn nur eine von 2.000 Personen betroffen ist, spricht man von einer seltenen Krankheit. In der Regel liegen genetische Ursachen vor. Da es zwischen 6.000 und 8.000 verschiedene seltene Krankheiten gibt, ist die Gesamtzahl der Betroffenen enorm. Etwa sieben Prozent der Bevölkerung erkranken als Kind oder im Laufe des Lebens an einem seltenen Leiden - das sind in Österreich etwa 400.000 Personen. Obwohl wir und andere Medien häufig darüber berichten, dauert es nach dem ersten Verdacht im Schnitt mindestens drei Jahre, bis eine Diagnose gestellt wird und die medizinische Betreuung ist nach wie vor unzureichend. Mit dem "Tag der seltenen Krankheiten" soll bewusst gemacht werden, welche Auswirkungen diese Erkrankungen auf betroffene Menschen und deren Familien haben. Denn nur durch diese Informationen kann die Gesellschaft verstehen, Inklusion leben und ein Stück weit Solidarität zeigen.
Uschi Mürling-Darrer hat mit Prim. Dr. Klaus Vavrik von der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit gesprochen. Und sie hat ein Paar in Klosterneuburg besucht, dessen 10jähriger Sohn an einer seltenen Muskelerkrankung leidet.

2. Sie kommen um zu bleiben - Die Familie der Herpes-Viren Teil 2

Weltweit gibt es rund 80 verschiedene Herpes-Viren. Die meisten davon haben Tiere als Wirt, jedoch acht von ihnen infizieren auch den Menschen. Vergangene Mittwoch haben wir über den Klassiker Herpes Simplex Virus Typ 1 berichtet, der die lästigen Fieberblasen verursacht. Außerdem über Herpes Simplex 2, Auslöser von Genitalherpes und das Varizella Zoster Virus. Dieses hat die Windpocken und die Gürtelrose mit im Gepäck. Heute sind die restlichen fünf Familienmitglieder an der Reihe. Auch für sie ist charakteristisch, dass sie, einmal in unseren Körper eingedrungen, diesen nie wieder verlassen und sich äußerst geschickt dem Zugriff des Immunsystems entziehen. Das Humane Herpes Virus 4, auch bekannt als Epstein-Barr-Virus, ist der Verursacher des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Diese Krankheit bekommen viele im Gefolge erster Zärtlichkeiten in der Jugend, weshalb auch von "kissing disease" die Rede ist. Besonders unangenehm ist dabei die oft monatelang anhaltende starke Erschöpfung. HHV 5, das Zytomegalievirus, tragen rund 50 bis 60 Prozent aller Menschen in Österreich in sich. Meist verhält es sich still und ist harmlos, ausgenommen in der Schwangerschaft. Mögliche Schäden sind eine Mikrozephalie, derzeit durch die Zika-Viren in aller Munde. Das Gehirn des infizierten Fötus ist verkleinert und verkalkt. Zusätzlich kann Taubheit auftreten. HHV 6 und HHV 7 treten oft gemeinsam in Aktion und deshalb erreichen sie den Spitzenwert von 95 Prozent infizierter Menschen weltweit. Am häufigsten fängt man sich die beiden Viren in den ersten sechs Lebensmonaten ein. Sie verursachen einen leichten Hautausschlag und zwei bis drei Tage hohes Fieber. Schließlich fehlt noch das Humane Herpes Virus 8. Es wurde erst in den 1990er Jahren entdeckt und ist somit das jüngste Mitglied in der Familie der Herpes-Viren. Es verursacht eine bösartige Geschwulst namens "Kaposi-Sarkom" - benannt nach dem Wiener Hautarzt Moriz Kaposi, der den Tumor 1872 erstmals beschrieb. Besonders in den 1980er Jahren trat diese Krebsform verstärkt in Erscheinung - und zwar bei bis zu 30 Prozent aller HIV-Infizierten, die damals noch nicht so gut therapiert werden konnten. Ein Beitrag von Nora Kirchschlager.

Redaktion: Christoph Leprich und Nora Kirchschlager

Service

1. Seltene Erkrankungen:

Prim. Dr. Klaus Vavrik, FA für Kinder- und Jugendheilkunde, Jugendpsychiatrie, Neuropädiatrie, Psychotherapeutische Medizin; Präsident der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit; Ärztlicher Leiter des Ambulatoriums Fernkorngasse der VKKJ, Zentrum für Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie

Tag der seltenen Erkrankungen
Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit
Orphanet - The portal for rare diseases and orphan drugs
Orphanet - Entry Point Österreich
Österreichische Muskelforschung
Pro Rare Austria - Allianz für seltene Erkrankungen

2. Herpes-Viren Teil 2:

Ao. Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Puchhammer, Medizinische Universität Wien, Department für Virologie

Sie kommen um zu bleiben - Die Familie der Herpes-Viren Teil 1 (Ö1 Gesundheitsmagazin am 24.2.2016)
Herpes-Viren
Zytomegalie in der Schwangerschaft
Pfeiffersches Drüsenfieber
Kaposi Sarkom
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