Praxis spezial

Von Katholiken und Andersgläubigen - Religiöse Vielfalt im einstigen katholischen Machtzentrum Salzburg. Eine Sendung zu "200 Jahre Salzburg bei Österreich". Gestaltung: Wolfgang Slapansky


Vor 200 Jahren, am 1. Mai 1816, wurde Salzburg in die Habsburgermonarchie eingegliedert. Zuvor waren Stadt und Land Salzburg viele Jahrhunderte hindurch ein eigenständiges und machtvolles Fürsterzbistum gewesen. An der Spitze stand der katholische Fürsterzbischof. Seine Macht drohte freilich brüchig zu werden, als sich immer mehr Menschen dem Protestantismus anschlossen.
Es war im Sommer 1525. Tausende Bauern und Bergknappen haben sich am Fuß der Festung Hohensalzburg zusammen gefunden, mit dem Ziel, die Festung einzunehmen und des verhassten Fürsterzbischofs Matthäus Lang habhaft zu werden. Es war die Zeit der Bauernkriege und der Reformation. Besonders in den Bergbaugebieten mit den reichen Salz- und Goldvorkommen, an denen der Fürsterzbischof blendend verdiente, griffen die Ideen Martin Luthers. Der Fürsterzbischof war vorsorglich in die Festung geflüchtet und hielt sich während der Belagerung dort verschanzt. Die Aufständischen konnten die Festung nicht einnehmen und wurden durch ein Entsatzheer vertrieben. Es war eine unruhige Zeit damals, im 16. Jahrhundert. Immer mehr wurden protestantisch. Besonders brutal war die Ausweisung aller Protestanten in den Jahren 1731 und 1732. Rund ein Fünftel der Salzburgerinnen und Salzburger mussten ihr Land für immer verlassen. Erst 1868 wurde in Salzburg die erste evangelische Kirche eröffnet. Salzburg war über Jahrhunderte vom Katholizismus geprägt. Besonders in der Architektur kann man das gut nachempfinden. Die Erzbischöfe residierten als Fürsten in höchstem Prunk. Sie waren die Hüter des katholischen Glaubens und gleichzeitig die weltlichen Landesherren. Alles unter der Dunstglocke des allgegenwärtigen Katholizismus. Da waren Andersgläubige nicht willkommen oder gar bedrohlich.
Juden sind in Salzburg ab dem 13. Jahrhundert quellenmäßig fassbar. Im Urbar von St. Peter ist zumindest einer genannt. Sie waren Händler, manche betätigten sich als Geldgeber der Erzbischöfe und des Adels. Dessen ungeachtet wurden sie gemobbt und sollten allgemein erkennbar sein. So mussten Juden im Mittelalter einen Spitzhut tragen, Jüdinnen eine Schelle an der Kleidung. Sie mussten Sonderzinsen an den Landesherrn zahlen und durften das Land nicht ohne seine Einwilligung verlassen. Immer wieder kam es zu Verfolgungen und Vertreibungen, 1404 wurden fast alle erwachsenen Salzburger Juden am Scheiterhaufen hingerichtet. Doch schon bald gab es wieder eine jüdische Gemeinde, deren Mitglieder jedoch 1498 des Landes verwiesen wurden. Erst 1867 wurden die gesetzlichen Diskriminierungen von Juden beseitigt. Doch im Alltag blieben sie bestehen. Bis hin zu Vertreibung und Vernichtung im Nationalsozialismus. Die heutige kleine Israelitische Kultusgemeinde in Salzburg steht unter der Leitung des legendären, heute 103-jährigen, KZ-Überlebenden Marko Feingold.
Muslime und serbisch-orthodoxe Christen kamen ab den 1960er Jahren als Gastarbeiter ins Land - und viele von ihnen blieben. Mehrere Moscheevereine und eine neue serbisch-orthodoxe Kirche bekunden das religiöse Leben der "neuen" Salzburgerinnen und Salzburger.

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