Leporello

Ein Fest für H.C.Artmann

Die Kulturwissenschaftlerin Ulrike Tauss sorgt dafür, dass die Spuren von H.C.Artmann in Wien-Breitensee sichtbar werden. Am kommenden Sonntag würde der im Dezember 2000 verstorbene Poet seinen 95. Geburtstag feiern. Aus diesem Anlass wird Tauss heute Abend bei Artmanns Geburtshaus in der Kienmayergasse 43 eine Gedenktafel enthüllen.

Außerdem veranstaltet Tauss mit ihrem Verein "Sprachspiel" in den Breitenseer Lichtspielen von heute bis Sonntag ein dreitägiges Fest zum Andenken des Lyrikers, Schriftstellers und Übersetzers. Im Zentrum des hochkarätig besetzten Festivals steht die legendäre Achtpunkteproklamation, mit der HC Artmann einst den "poetischen act" - das Wesen der Dichtung beschrieb.
Fritz Ostermayer, Direktor der Wiener Schule für Dichtung, ist als solcher eine Art Nachfolger Artmanns: war dieser doch einer der Gründer der Schule für Dichtung, die mit einer herkömmlichen Literatenausbildungsstätte nicht allzu viel gemeinsam hat. H.C. Artman, Sohn eines Schuhmachers, erwarb kein akademisches Wissen, dafür war sein Herz frei für die Dichtung, die populär im besten Sinn des Wortes war.

Der Filmemacher und Kurator Norbert Pfaffenbichler ist Ko-Veranstalter des Fests für Artmann, bei dem Gäste wie Friederike Mayröcker, Ann Cotten, Ferdinand Schmatz, Gerhard Rühm und Artmanns Witwe Rosa Pock lesen, diskutieren und philosophieren werden. Auch Artmanns Tochter Emily wird dabei sein, um der Enthüllung der Gedenktafel in der Kienmayergasse beizuwohnen. Abseits der Straßen der Vorstädte, so erzählt sie, gab es noch ein weiteres Feld der Inspiration für ihren Vater: die Natur.

Es wird behauptet, H.C.Artmann habe 15 bis 20 Sprachen gesprochen, darunter so exotische wie Balinesisch und Gälisch. Emily Artmann sagt, sie habe nicht nachgezählt, aber ihr Vater betrieb Sprachenlernen aus reiner Abenteuerlust. Und unglaublich Abenteuerliches passierte Artmann damit einmal tatsächlich: als junger Soldat wurde er nach Russland kommandiert. Bevor er schließlich desertierte, wurde er eines Tages angeschossen - und die Kugel verfing sich in einem Wörterbuch in seiner Brusttasche.- Gestaltung: Christa Eder

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