Menorah Lighting

AP/JOSE LUIS MAGANA

Gedanken für den Tag

von Sarah Egger, Geschäftsführerin des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit. "Zwischen den Jahren. Von Kalendern und Fest-Zeiten". Gestaltung: Alexandra Mantler

Mein erstes Chanukka-Fest

Heute Abend zünden Jüdinnen und Juden weltweit die vierte Kerze am Chanukka-Leuchter. Die erste Chanukafeier, an die ich mich erinnern kann, habe ich mit drei oder vier Jahren erlebt. Ich kann mich nur an Details erinnern, aber meine Mutter hat mir erzählt, wie sich das ganze zugetragen hat.

Vor 20 Jahren war die liberale Gemeinde in Wien nicht allzu groß - es waren nur ein paar Familien - und Rabbiner Walter Rothschild hatte gerade als Gemeinde-Rabbiner bei uns angefangen. Die Sache mit den Chanukalichtern ist, dass man sie so ins Fenster stellen muss, dass möglichst alle sehen, dass hier Juden leben. Das ist auch ein Ausdruck für unseren Mut als Jüdinnen und Juden; es bedeutet ja, dass alle Nachbarn wissen, dass wir jüdisch sind, und das kann auch heute nicht unproblematisch sein.

Es geht jedenfalls um das öffentliche Bekenntnis zum Judentum. Und daher hatte Rabbi Rothschild die Idee, mit einer Chanukkia - also einem Chanukkaleuchter - in einer öffentlichen Straßenbahn ein Mal um den Ring in Wien zu fahren und Sufganjot an die Passagiere zu verteilen. Sufganjot sind Krapfen; wir essen zu Chanukka in Öl gebackene Sachen, weil wir uns damit an das Wunder erinnern, das bei der Wiedereinweihung des Tempels geschehen ist. Es gab nur ausreichend reines Öl für einen Tag, mit Gottes Hilfe hat dieses Öl aber acht Tage lang gehalten. Acht Tage hat es gebraucht, neues reines Öl für den Tempel herzustellen, der vorher von den Griechen verwüstet worden war.

Der Vorstand dieser kleinen Gemeinde war nicht ungespalten, als der Rabbiner das vorgeschlagen hat, aber es hat sich, ein bisschen so wie in der Chanukka-Geschichte, eine kleine Rebellengruppe um ihn herum gebildet. Und so habe ich meine erste Chanukkafeier verbracht: In einer Straßenbahn der Wiener Linien, mit elektrischen Kerzen - weil man ja in der Straßenbahn kein Feuer machen darf - und die Erwachsenen haben allen, die eingestiegen sind, Krapfen geschenkt.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Eli Gerstner
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Yossi Toiv
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Eli Gerstner
Titel: Those were the nights
Chor: The Yeshiva Boys Choir
Orchester: The Yosis Orchestra
Leitung: Yossi Newman
Länge: 02:10 min
Label: EG Production

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