Reinigung eines Fotos aus dem Klagsbrunn-Nachlass

ORF/ULI JÜRGENS

Dimensionen

Ein Wiener Exilant kehrt zurück

Die bewegende Geschichte des Kurt Klagsbrunn
Von Uli Jürgens

Kurt Klagsbrunn musste Österreich 1938 verlassen. Der 20-Jährige flüchtete mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten über Lissabon nach Brasilien. Dort, im Norden Rio de Janeiros, sind kürzlich Dokumente aus seiner Wiener Zeit und von der Flucht aufgetaucht: Kurts Studentenausweis, ein Skizzenbuch des 13-Jährigen, Fotografien, Briefe und eine Speisekarte von der Schiffsfahrt 1939 nach Rio.

Dem Jüdischen Museum ist es gelungen, den Teilnachlass nach Wien zu holen. Das feuchte Klima Brasiliens hat den Objekten allerdings zugesetzt, nun wird restauriert und katalogisiert. Vor den Augen der Archivar/innen entsteht das Bild einer gutsituierten assimilierten jüdischen Familie im Wien der 1920er und 1930er Jahre: Der Vater ein angesehener Kohlehändler und Funktionär des Floridsdorfer Fußballklubs FAC, die Mutter liebevoll-tadelndes Familienoberhaupt, die beiden Söhne zwischen Medizinstudium, Skiurlaub im polnischen Zakopane und Sommern am Wörthersee.

In Rio den Janeiro war die Familie gezwungen, nach neuen Wegen zu suchen, um ihre Existenz zu sichern. Kurt Klagsbrunn machte seine Leidenschaft - das Fotografieren - zum Beruf. Er gilt als einer der wichtigsten brasilianischen Gesellschaftsfotografen der 1940er bis 1960er Jahre. Heuer wäre er 100 Jahre alt geworden.

Service

Erich Hackl: Drei tränenlose Geschichten, Diogenes 2015
Ursula Seeber und Barbara Weidle (Hrg.): Kurt Klagsbrunn. Fotograf im Land der Zukunft, Weidle Verlag 2013

Die Ausstellung im Jüdischen Museum Wien, Dorotheergasse 11, läuft ab 5. Dezember 2018.

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