Im Fokus - Religion und Ethik

Für eine Ethik der Verletzlichkeit

U. a. mit diesem Thema im Fokus: Ein Gespräch mit dem Medizinethiker Giovanni Maio

Die Omnikrise und die vielen Konflikte der Gegenwart, führen tagtäglich vor Augen, dass unser Leben viel stärker von Verletzlichkeit geprägt ist, als wir es wahrhaben wollen. Verletzlich ist der Mensch, weil - trotz aller Planung und Kontrolle - das Kontingente nicht abgeschafft werden kann. Jederzeit können wir mit Übeln konfrontiert werden, die uns aus den gewohnten Bahnen werfen. Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob die Verluste und Verwundungen äußerlicher Natur sind oder innerlicher. Der Mensch ist von Grund auf verletzlich. Dabei zeigt sich, dass das vorherrschende individualistische Menschenbild der Unabhängigkeit und Nicht-Angewiesenheit eine Illusion ist.

Verletzlichkeit als "Grundsignatur der menschlichen Existenz" (Giovanni Maio) verweist auf die wechselseitige Angewiesenheit der Menschen: "Das Bewusstsein der Verletzlichkeit erst macht den Menschen zum Menschen, indem es Fähigkeiten in ihm hervorruft, die ohne Verletzlichkeit nicht zur Geltung kommen könnten." Es befähigt nicht nur zur Sensibilität, sondern ist auch ein Aufruf zur Verantwortungsübernahme. Letztlich ist die Verletzlichkeit etwas, was alle Menschen miteinander verbindet. Dabei ist nicht nur der Mensch verletzlich, sondern auch das Tier und die gesamte Natur.

Warum ist der Mensch verletzlich? Was ist Verletzlichkeit überhaupt? Was bedeutet diese Verletzlichkeit speziell im Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen? Wozu fordert sie uns auf? Was muss sich in unserem Bild vom Menschen und von der Medizin ändern, wenn der verletzliche Mensch zum Ausgangs- und Zielpunkt des Handelns wird?

Johannes Kaup hat den renommierten Arzt, Medizinethiker und Philosophen Giovanni Maio an der Universität Freiburg besucht. Im Gespräch über die vielen Dimensionen der Verletzlichkeit macht Giovanni Maio deutlich, warum wir eine Ethik der Verletzlichkeit brauchen.

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