Syrische Frau mit Kind auf der Flucht

AP/HUSSEIN MALLA

Im Fokus - Religion und Ethik

Für eine Ethik der Verletzlichkeit

Aktuell im Fokus: EU-Asylpakt - Zwischen Sorge um Menschenrechte und Sorge um Sicherheit +++ Thema im Fokus: Für eine Ethik der Verletzlichkeit - Der Medizinethiker Giovanni Maio im Gespräch mit Johannes Kaup +++ Serie: Queer durch die Geschichte - Die bärtige Heilige

1. Aktuell im Fokus: EU-Asylpakt - Zwischen Sorge um Menschenrechte und Sorge um Sicherheit

Auf der einen Seite stehen Menschen aus Krisenregionen, Kriegsflüchtlinge, politisch Verfolgte oder Menschen, deren Lebensbedingungen sich aufgrund der Erderwärmung erschwert haben. Auf der anderen Seite steht für manche die Sorge um die Sicherheit in Europa. Erst kürzlich hat sich die EU auf den sogenannten Asyl- und Migrationspakt geeinigt. Er sieht unter anderem Anhaltezentren an den EU-Außengrenzen vor, wo darüber entschieden werden soll, ob im Einzelfall Asyl gewährt wird. Mehrere NGOs kritisieren den Pakt und befürchten eine Einschränkung der Menschenrechte. Marcus Marschalek hat Shoura Zehetner-Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Austria, den Menschenrechtsaktivisten Daniel Landau und den Völkerrechtsexperten Ralph Janik zu einem Lokalaugenschein nach Bosnien und Herzegowina begleitet.

Im Studio spricht Judith Fürst mit Christoph Pinter, dem Leiter des Österreich-Büros des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, über den Asylpakt der EU und über das Dilemma zwischen der Hilfe für Schutzsuchende und der Sorge, die große Zahl an Asylsuchenden nicht bewältigen zu können.


2. Thema im Fokus: Für eine Ethik der Verletzlichkeit - Der Medizinethiker Giovanni Maio im Gespräch mit Johannes Kaup

Die Omnikrise und die vielen Konflikte der Gegenwart führen tagtäglich vor Augen, dass unser Leben viel stärker von Verletzlichkeit geprägt ist, als wir es wahrhaben wollen. Verletzlich ist der Mensch, weil - trotz aller Planung und Kontrolle - das Kontingente nicht abgeschafft werden kann. Jederzeit können wir mit Übeln konfrontiert werden, die uns aus den gewohnten Bahnen werfen. Dabei zeigt sich, dass das vorherrschende individualistische Menschenbild der Unabhängigkeit und Nicht-Angewiesenheit eine Illusion ist. Verletzlichkeit als "Grundsignatur der menschlichen Existenz" (Giovanni Maio) verweist auf die wechselseitige Angewiesenheit der Menschen: "Das Bewusstsein der Verletzlichkeit erst macht den Menschen zum Menschen, indem es Fähigkeiten in ihm hervorruft, die ohne Verletzlichkeit nicht zur Geltung kommen könnten." Es befähigt nicht nur zur Sensibilität, sondern ist auch ein Aufruf zur Verantwortungsübernahme. Letztlich ist die Verletzlichkeit etwas, was alle Menschen miteinander verbindet. Dabei ist nicht nur der Mensch verletzlich, sondern auch das Tier und die gesamte Natur. Johannes Kaup hat den renommierten Arzt, Medizinethiker und Philosophen Giovanni Maio an der Universität Freiburg besucht. Im Gespräch über die vielen Dimensionen der Verletzlichkeit macht Giovanni Maio deutlich, warum wir eine Ethik der Verletzlichkeit brauchen. - Gestaltung: Johannes Kaup


3. Serie: Queer durch die Geschichte - Die bärtige Heilige

Eine bärtige Frau erobert Europa: Wer denkt da nicht an Songcontest-Gewinnerin Conchita Wurst? Doch bärtige Frauen sind kein Phänomen der Gegenwart. Ausgerechnet im katholischen Volksglauben des Mittelalters findet sich ein heute weitgehend vergessener Kult. Sie hat viele Namen: Kümmernis oder Wilgefortis heißt sie in Österreich und Bayern, Ontkommer in Belgien, Uncumber in England. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Service

Giovanni Maio, "Ethik der Verletzlichkeit", Verlag Herder
Michael Hunklinger, "Pride", Verlag Kremayr & Scheriau

Sendereihe

Gestaltung