Ambiente

Reisen mit Ö1. Reisemagazin, u.a. mit: "Petropolis und Stefan Zweig" - Eine Spurensuche 70 Jahre danach. Von Ursula Burkert; "Ferne Nähe" - Die Lerchenfelderstraße in Wien. Von Winfried Schneider; "Ksar Ezzit" - Ein Ökoprojekt in Tunesien. Von Nikolaus Scholz

"Wir sind heute glücklich übersiedelt. Es ist ein ganz winziges Häuschen, aber mit großer gedeckter Terrasse und wunderbarem Blick, jetzt im Winter reichlich kühl und der Ort so schön verlassen wie Ischl im Oktober oder November. Aber endlich ein Ruhepunkt für Monate und die Koffer werden eben auf langes Niemehrwiedersehen verstaut", schrieb Stefan Zweig in einem Brief 1941. Nach vielen Stationen der Flucht vor den Nationalsozialisten hatten er und seine Frau Lotte im September das Haus in Petropolis bezogen. Hier - etwa 60 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro in der Serra dos Órgaos in 838 Meter Höhe - verbrachte auch im 19. Jahrhundert Kaiser Pedro II. die Sommerfrische. In der alten Kaiserstadt hatten sich im Laufe der Zeit viele Europäer angesiedelt und den Baustil geprägt: Fachwerkbauten und Chalets inmitten von üppigster Vegetation. Nur fünf Monate wohnten der Dichter und seine Frau in dem Haus in der Rua Gonçalves Dias 34. In der Nacht von 22. auf den 23. Februar beging das Paar Selbstmord. Lange Zeit stand die Casa Zweig leer, nur eine Gedenktafel erinnerte an den Dichter, rundherum wuchs ein neuer Stadtteil mit Betonbungalows, Hochhäusern und neuen Straßenzügen. 70 Jahre nach Zweigs Tod soll das Haus nun endlich in ein Museum und zu einer Gedenkstätte, die auch an Hunderte von anderen Exilanten der Zeit zwischen 1933 und 1945 erinnern soll, umgewandelt werden.


'Aufbruch in die Nähe' lautet der Titel eines Buches, das die Dramaturgin Angela Heide und die Kulturtheoretikerin und Stadtforscherin Elke Krasny herausgegeben haben. Der Band betrachtet in Wort und Bild die Lerchenfelder Straße. Diese 'Einkaufsstraße zweiter Ordnung' verläuft an der Grenze vom 7. zum 8. Wiener Gemeindebezirk von der sogenannten Zweierlinie zum Gürtel, vom Großbürgerlichen zum Proletarischen. Mit grandiosen Sehenswürdigkeiten kann die Lerchenfelder Straße nicht aufwarten. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Umso interessanter kann ein zweiter und dritter sein.


Ksar Ezzit heißt auf Deutsch: "Zurück zur Natur". Das Ehepaar Hassouna - sie stammt aus Dortmund, er ist Tunesier - ließ inmitten ihres 440 Hektar großen Landguts insgesamt 75.000 Olivenbäume pflanzen und außerdem authentische wie komfortabel ausgestattete Villen errichten, die unterschiedliche Baustile von Tunesien repräsentieren. Darüber hinaus können ihre Gäste regionale Bioprodukte in drei Restaurants verkosten - wie etwa kalt gepresstes, sortenreines Olivenöl oder zum Frühstück den aromatischen Honig wilder Bienenvölker. Doch die Auswirkungen der tunesischen Revolution hat den Betreibern des Projekts das Wasser abgegraben. Sie blicken auf eine ungewisse Zukunft. Durch den Arabischen Frühling ist vieles anders geworden.

Service

Buchtipp
Angela Heide und Elke Krasny (Hsg.), "Aufbruch in die Nähe. Wien Lerchenfelder Strasse. Mikrogeschichten zwischen Lokalidentitäten und Globalisierung.", Verlag Turia und Kant 2010.

Diakon Georg Pawlik führt nach Terminvereinbarung über die Pfarrkanzlei Altlerchenfeld durch die bemerkenswerte Kirche.
Telefon: 01 - 523.32.10.

Elke Krasny
- Projekt ,Lebendige Lerchenfelder Straße'
Vom Projekt werden in unregelmäßigen Abständen Grätzelspaziergänge oder Kulturwanderungen zu verborgenen Hinterhöfen und idyllischen Plätzen in der Lerchenfelder Straße organisiert. Das Team hat auch einen anschaulichen kleinen Leporello über interessante Orte und Bauwerke zusammengestellt.
Wikipedia - Ottakringer Bach

Ksar Ezzit

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