Angelika Kirchschlagers Traumrolle

The Rape of Lucretia

Die aus Salzburg stammende Sängerin Angelika Kirchschlager hat in den letzten Jahrzehnten eine Weltkarriere gemacht. Hosenrollen wie den Oktavian im "Rosenkavalier" oder Cherubin hat sie an den größten Häusern gesungen. Nun hat sie eine neue Traumrolle: Es ist die Lucretia in Benjamin Brittens packender Oper "The Rape of Lucretia". Premiere ist am 17. Februar im Theater an der Wien.

Kultur aktuell, 16.02.2011

Wenn der römische Feldherr Tarquinius Lucretia vergewaltigt, dann will er mit Gewalt beweisen, dass auch sie nicht treu sein kann und damit eine Wette zwischen Soldaten gewinnen. Obwohl Lucretias Mann Collatinus zu ihr steht, sieht Lucretia nur eine Möglichkeit: den Freitod.

Benjamin Brittens Werk "The Rrape of Lucretia" wurde 1946 beim Festival von Glyndebourne mit Kathleen Ferrier uraufgeführt, also ein Jahre nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkrieges. Verwüstung und die Zerstörung des engen Geflechts zweier Liebender - auf diese Formel könnte man auch die Handlung der ungeheuer dichten Kammeroper bringen. Doch Brittens Werk ist vielschichtig und ambivalent, wie das Verhältnis von Tarquinius und Lucretia, sagt Angelika Kirchschlager.

Zeitloser Thriller

Angelika Kirchschlager hat die Lucretia schon vor ein paar Jahren im Konzerthaus gesungen - umwerfend. Jetzt kommen Bühne und Kostüme hinzu, die Regie stammt von Keith Warner, der bereits viele Erfolge im Theater an der Wien verbuchen konnte, am Dirigentenpult des Klangforum Wien steht die Britin Sian Edwards. Brittens "The Rape of Lucretia" ist kein Römerdrama, es ist ein zeitlose Thriller und ein Ehedrama, das nach der Vergewaltigung erst richtig anfängt.

Interessant auch, das Britten zwei Figuren einfügt, einen männlichen und einen weiblichen Chorus, die in der Gestalt eines Sängers und einer Sängerin das Geschehen kommentieren. Angelika Kirchschlager ist mit Hirn und Herz bei dieser Produktion, sonst macht sie sich in der letzten Zeit bewusst auf den Opernbühnen rar, unterrichtet lieber in Graz und Salzburg und singt Konzerte.

Textfassung: Red.
Ein Lieblingsprojekt möchte Angelika Kirchschlager noch 2012 realisieren. Da will sie mit ein paar Musikern durch Österreich tingeln und dort singen, wo klassische Musik sonst eher kaum hinkommt: in kleine Gemeinden auf dem Land. In Turnsälen von Schulen oder in Gemeindezentren, Bildungspolitik kirchschlagerisch eben.

Tipp

Benjamin Britten, "The Rape of Lucretia", 17. Februar bis 1. März 2011, Theater an der Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Theater an der Wien - The Rape of Lucretia