Tonspuren

Über das Unglück, ein Grieche zu sein. Der Schriftsteller und Philosoph Nikos Dimou über die griechische Krise. Von Alfred Koch

Mehr als 60 Bücher hat der Athener Philosoph und Poet Nikos Dimou seit den 50er Jahren veröffentlicht: Gedichtbände ("Das Buch der Katzen"), philosophisch gewitzte Abhandlungen ("Backgammon und das Absolute"), Kurzgeschichten und provokante Streitschriften.

Berühmt wurde er jedoch mit einem schmalen Bändchen, das bereits 1975 erschien und inzwischen 22 Auflagen erlebte. Mit der satirischen Aphorismen- Sammlung "Über das Unglück, ein Grieche zu sein". Darin geißelt Dimou Minderwertigkeitskomplexe und Großmannsucht seiner Landsleute und bespöttelt eine, seiner Meinung nach, ur-griechische Untugend: "Ein Grieche lebt zweimal über seine Verhältnisse und verspricht das Dreifache von dem, was er halten kann." Ein Satz, der angesichts der griechischen Schuldenkrise, häufig zitiert wird und seinem Autor eine nie dagewesene Popularität bescherte.

Dass Aphorismen wie "Schließ Griechenland in dein Herz und du kriegst einen Herzinfarkt" nicht alle witzig finden und er von manchen seiner Landsleute als Nestbeschmutzer verunglimpft wird, macht dem Skeptiker Dimou nichts aus. Fast alles, was er vor fast 40 Jahren über die Mentalität seiner Landsleute zu Papier brachte, gelte auch heute noch: "Das Grundproblem des Griechen besteht darin, dass er ständig nach mehr verlangt und unfähig ist, sich mit weniger zu begnügen. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner glorreichen Vergangenheit, der Antike, und seiner kümmerlichen Gegenwart, zwischen seiner orientalischen Mentalität und seiner Sehnsucht nach Europa."

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