Tonspuren
"Ich habe immer zur Nische tendiert". Die etwas anderen Lebenswege der Schriftstellerin Barbara Frischmuth. Feature von Uschi Mürling-Darrer
30. Mai 2016, 21:00
Barbara Frischmuth, meinte ein Kritiker einmal, hat eine leichte Hand für schwere Themen: die Ambivalenz von Heimat und Fremde, zum Beispiel, oder die nicht immer einfache Beziehung zwischen Orient und Okzident, die zu den wiederkehrenden Motiven im Schaffen dieser Autorin gehören.
1941 im steirischen Altaussee geboren, ist Frischmuth schon als Kind vom Orient und von der Erzählerin Scheherazade in "Tausenduneine Nacht" fasziniert. In den 60er-Jahren studiert sie Türkisch, Ungarisch und Orientalistik, "um nahe an der orientalischen Literatur zu bleiben", 1968 erscheint ihr Romandebüt "Die Klosterschule", ein Buch, das autobiographisch ihre Erfahrungen in einem katholischen Mädcheninternat verarbeitet und zum Klassiker wird: bis heute ist der Roman ununterbrochen im Handel erhältlich.
Seither sind, "wie beiläufig", mehr als 50 Bücher von Frischmuth erschienen, "Über die Verhältnisse", "Die Entschlüsselung", "Fremdgänge" oder "Vergiss Ägypten". Die Kunstfigur Scheherazade sei ihr dabei nie abhanden gekommen, betont Frischmuth, die häufig selbstbewusste, starke Frauen zu Heldinnen ihrer Romane macht, "denn sie hatte Mutterwitz und Bildung - beides wurde Frauen ja lange nicht zugestanden". Zuletzt erschienen von Frischmuth, die seit gut 10 Jahren wieder in Altaussee lebt, vier literarische Bücher über den Garten. Die Welt der Pflanzen als lebendiges Kunstwerk.