matrix - computer & neue medien

1. Vom digitalen Burn-out zur digitalen Abstinenz. Gibt es Wege aus dem Erreichbarkeitsdilemma?
Gestaltung: Margarita Köhl

2. "Facebook ist das neue Fernsehen"
Der iranische Internetpionier Hossein Derakhshan
Gestaltung: Anna Masoner

3. Das Internet als Kochbuch und ethische Autos. Die Digital.Leben Sommerausgabe 6
3.1.Das Internet ist Kochbuch, Gärtner und Handwerker
Die A1 Social Impact-Studie 2016
Gestaltung: Franz Zeller
3.2. Häufiger Passwortwechsel senkt Sicherheit
Gestaltung: Julia Gindl
3.3. Automobil-Ethik

Redaktion: Franz Zeller

1. Permanent mit anderen verbunden zu sein, scheint ein Grundbedürfnis vieler Menschen. Aber ab wann wird die ständige Erreichbarkeit, der Versuch, mit Hilfe der Kommunikationstechnologien immer am Puls der Zeit zu sein, zum Zwang? Laut einer Studie der Universität Bonn beschäftigen sich Smartphone-Nutzer zweieinhalb Stunden täglich mit dem Smartphone, Jugendliche sogar drei Stunden. 53-mal am Tag entsperrten die Jugendlichen das Gerät, um eine App zu starten. Ununterbrochen laufen Chat-Programme wie WhatsApp oder Facebook Messenger.
Sich einmal ausklinken, das können sich die meisten nicht vorstellen. Die Angst, etwas zu versäumen, ist zu groß. Angesichts der Gefahr des digitalen Burn-outs, gibt es trotzdem immer mehr Menschen, die sich bewusst dem Kommunikationsstress entziehen wollen und versuchen, auch wieder manchmal allein zu sein. Mit "digitaler Abstinenz" als Reaktion auf digitales Burn-out befasst sich für matrix Margarita Köhl.

2. Es klingt ein bisschen wie die Kurzfassung eines Hollywood Films: ein Mann verbringt Jahre fern der Zivilisation. Als er zurückkommt, ist die Welt eine andere. Doch so ähnlich geht die Geschichte, die Hossein Derakhshan über sich erzählt. Nur mit Welt ist das Netz gemeint. Der Journalist und Autor gilt als Urvater der iranischen Blogosphäre. Wegen seiner Kritik steckte ihn das Regime 6 Jahre ins Gefängnis. Das Netz, das er nach seiner Freilassung 2014 wiederentdeckt, hat sich seit 2008 radikal verändert. Er kannte es divers und dezentral und voller Debatten. Heute nutze das Netz weniger den Menschen als Monopolkonzernen, meint er. Anna Masoner mit einem Kurzportrait von Hossein Derakshan.

3.1. Das Internet ist ein großes Kochbuch. Diesen Eindruck bekommt man auf Basis der Social Impact-Studie, die A1-Telekom diese Woche präsentiert hat. Die Studie hat untersucht, wie die Österreicher das Internet nutzen. Neben Kochrezepten suchen die Österreicher auch Rat zu Themen wie Pflanzenpflege, Computer oder Betriebsanleitungen im Netz. Lifehacks nennen die Trendforscher diese Art kleine Problemlöser aus dem Internet, wie man sie etwa für Reparaturen braucht und auf YouTube zuhauf findet.

YouTube ist der Brockhaus der Generation Z, sagt Rudolf Bretschneider von GfK. 60% der Befragten in der Social Impact-Studie meinen zwar, geschriebene Informationen seien genauer, aber 56% wählen trotzdem lieber Videos.

Einen Trend zum Video ortet die A1-Telekom-CEO Margarete Schramböck auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Immer häufiger werden kurze Videos statt Textnachrichten verschickt. Generell wird das Telefonieren immer unwichtiger, während die Kommunikationsdienste zulegen. So nutzen schon 7 von 10 Österreichern den SMS-Ersatz WhatsApp, Facebook hingegen nur 6 von 10. Franz Zeller fasst zusammen.

3.2. Viele Unternehmen halten ihre Mitarbeiter regelmäßig dazu an, sich alle drei oder vier Monate ein neues Passwort zu überlegen. Das führt nicht gezwungenermaßen zu mehr Sicherheit, wie eine Studie der University of North Carolina zeigt. Oft wird das Passwort nur minimal verändert und daher vorhersehbar, wie Julia Gindl berichtet.

3.3. Lieber zwei Fußgänger als vier Wageninsassen töten? Irgendwann werden autonome Autos vor so einem Dilemma stehen und dann entscheiden müssen. Aber entscheiden können sie nur, wenn sie dafür vom Menschen Richtlinien bekommen. Per Umfrage unter 2000 Amerikanern versuchten Forscher dieses Dilemma nun zu lösen. Das Ergebnis, publiziert im Magazin Science, ist eine nüchterne mathematische Rechnung: Die Autos sollen die Anzahl der Toten minimieren, meinen dreiviertel der Befragten.

Sehr widersprüchlich ist aber die Antwort der Studienteilnehmer auf die Frage, ob sie ein derart programmiertes Auto selbst kaufen würden. Unter Umständen würde das Roboterauto ja auch sie und ihre Mitfahrer opfern, um damit etwa das Leben einer Fußgängergruppe zu retten. Da verneinten die Studienteilnehmer.

Service

Derakshan über das andere Netz

Sendereihe