AP/KOJI SASAHARA
Radiokolleg - "Das ABC der Finanzwelt"
D wie Deflation, E wie Euro, F wie Fremdwährungskredit und G wie Geldschöpfung (4). Gestaltung: Juliane Nagiller, Ina Zwerger
20. Februar 2017, 09:30
Ein Phänomen, das Nationalbanken in Angst versetzt, wird unter "D" thematisiert - die Deflation. Galt lange Zeit die Hyperinflation als Schreckgespenst, warnte die Europäische Zentralbank (EZB) in den Jahren nach der Finanzkrise eindringlich vor einer Deflation. Das Sinken der Preise klingt im ersten Moment positiv, vor allem aus Sicht der Konsumenten. Doch ein deutlicher und anhaltender Rückgang des Preisniveaus kann das Wirtschaftssystem ins Straucheln bringen. Ein Beispiel dafür ist Japan. Die japanische Zentralbank druckt seit Jahren unermüdlich Geld, um die japanische Wirtschaft aus der Deflation zu holen. Doch was ist so schädlich am Sinken der Preise? Was kann man gegen das Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot tun? Und wie gefährlich ist eine anhaltende Deflation für das Wirtschaftssystem?
Bei "E wie Euro" steht die gemeinsame europäische Währung im Mittelpunkt. Den Euro einführen dürfen nur Mitgliedsstaaten, die die im Vertrag von Maastricht festgeschriebenen Konvergenzkriterien erfüllen. Gemeinsam mit den Vorgaben des Stabilitäts- und Wachstumspaktes soll der Euro langfristig abgesichert werden, so die Theorie. Doch die hohe Staatsverschuldung der Mitgliedsstaaten hat die Eurozone in den letzten Jahren in Bedrängnis gebracht. Eine gemeinsame Währung bringt nicht nur Vorteile. Denn eine ungleiche wirtschaftliche Entwicklung kann nicht mehr durch das Abwerten der eigenen Währung aufgefangen werden.
"F wie Fremdwährungskredit" - viele Häuslbauer kennen dieses Finanzierungsinstrument. Ursprünglich nur Unternehmen vorbehalten, wurden diese riskanten Kredite seit den 1990er-Jahren auch an Private vergeben. Fremdwährungskredite sind Spekulationsgeschäfte. Denn die in Euro vereinbarte Kreditsumme wird bei Kreditaufnahme in eine Fremdwährung wie etwa Schweizer Franken oder Japanischer Yen konvertiert. Steigt oder sinkt die gewählte Fremdwährung zum Euro, bedeutet das einen Kursgewinn oder -verlust. Hinzukommt das Risiko des Tilgungsträgers, hinter dem üblicherweise Aktien oder fondsgebundene Lebensversicherungen stehen. Wer ist verantwortlich für die leichtfertige Vergabe dieser Kredite? Hat die Finanzmarktaufsicht zu spät reagiert? Und wussten die KonsumentInnen wirklich nicht über das Risiko Bescheid?
"G wie Geldschöpfung" beleuchtet den Weg von Gold und Silber zu beschriftetem Papier und von Banknoten hin zu elektronischen Buchungszeilen am Bankkonto. Die Frage lautet: Was ist Geld und wie wird es gemacht. Wie funktioniert der Prozess der Geldschöpfung? Viele glauben, dass Banken von Privatpersonen und Unternehmen Ersparnisse sammeln und diese dann als Kredite vergeben. Doch Banken brauchen für die Kreditvergabe keine Ersparnisse. In der modernen Wirtschaft entsteht Geld hauptsächlich durch die Kreditvergabe der Geschäftsbanken. Aus diesem Grund kann man auch von "Geldschöpfung aus dem Nichts" sprechen, da es für neues Geld keine physische Produktion braucht.
Service
Ulrike Herrmann (2016): Der Sieg des Kapitals, Piper, München, Berlin, Zürich.
Mathias Binswanger (2015): Geld aus dem Nichts: Wie Banken Wachstum ermöglichen und Krisen verursachen, Wiley-VCH Verlag, Weinheim.
Schlichtung für Verbrauchergeschäfte
Informationen über Risiken von Fremdwährungskrediten
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