Radiogeschichten
Literarisches Österreich: Kärnten. "Geometrischer Heimatroman". Von Gert Jonke. Es liest: Hermann Scheidleder. Gestaltung: Edith-Ulla Gasser
24. Jänner 2017, 11:40
Er war der allererste Ingeborg-Bachmann-Preisträger. Sein Text hieß damals, im Jahr 1977, "Erster Entwurf zu einer sehr langen Erzählung", und begeisterte in seinem ebenso eigenwilligen wie präzisen Stil die Jury. Jonkes Romanerstling "Geometrischer Heimatroman" erschien bereits 8 Jahre zuvor. Da war der Autor gerade einmal 23 Jahre alt, und schon beeindruckend sicher in dem für ihn so typisch spielerischen Schreibstil, der die Verhältnisse der Dinge und der Menschen zueinander mit beinahe erschreckender Genauigkeit bloßlegt.
1946 in Klagenfurt geboren, starb Gert Jonke kaum 63jährig in Wien, und hinterließ eines der formal eigenständigsten literarischen Lebenswerke der österreichischen Literatur. Sein "Geometrischer Heimatroman" wurde vom Verlag "Jung und Jung" im Jahr 2016, zum 70.Geburtstag des Autors, innerhalb einer neuen Buchreihe wiederaufgelegt. Die in dieser "Österreichs Eigensinn" genannten Reihe erscheinenden Bücher sollen laut Verlagsankündigung "auf subtile und doppelbödige Weise österreichisch sein". Besser könnte man auch Gert Jonkes "Geometrischen Heimatroman" nicht skizzieren, dessen Sprache hintergründig und auf hohem Abstraktionsniveau die bestehenden Machtverhältnisse entlarvt. Es geht hier nicht zuletzt um diese Sprache selbst: was wir mit ihr machen, und was sie mit uns macht.
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Gert Jonke, "Geometrischer Heimatroman", Jung und Jung, 2016