Osteuropa-Expertin

Barbara Coudenhove-Kalergi

Als Osteuropa-Expertin und langjährige Korrespondentin und Kommentatorin des ORF ist Barbara Coudenhove-Kalergi breiten Teilen der Öffentlichkeit bekannt. Ihre weiche, vornehme Stimme und ihr silbriger Bubikopf sind unverkennbare Attribute der sprachgewandten Grande Dame.

Barabare Coudenhove-Kalergi kam 1932 in Prag zur Welt. Ihre Biographie ist die einer Kosmopolitin: Ihr Großvater war Ende des 19. Jahrhunderts Botschafter in Japan, wo er auch ihre Großmutter kennen lernte. Ihr Vater Gerold Graf Coudenhove-Kalergi war Professor für Orientalistik und ihre Mutter eine geborene Palffy.

Bewegte Kindheit

Als am 5. Mai 1945 der Prager Aufstand ausbricht, bleiben die Coudenhove-Kalergis in ihrer Heimat, obwohl die meisten Deutschen, die bei der Protektoratsverwaltung und den Nazi-Dienststellen beschäftigt waren, Prag verließen.

Doch nach sechsjähriger Besatzung kochte 1945 der Volkszorn und die Pogrome gegen die Deutschen setzten ein. Die Familie Coudenhove-Kalergi musste von Prag nach Österreich flüchten. Die Erlebnisse von damals haben die Journalistin zeitlebens für das Schicksal von Flüchtlingen sensibilisiert.

Osteuropa-Expertin des ORF

In Österreich beendet Coudenhove die Schule und beginnt zu studieren, um später in den Journalismus zu wechseln. Sie schreibt für die "Presse", das "Neue Österreich", den "Kurier" und die "AZ". Zum ORF geht sie im Jahre 1975, wo sie nach ihrem Start beim Hörfunk zum Fernsehen wechselt.

Die Journalistin berichtet sowohl vom Erwachen der Solidarnocz, als auch von der sanften Revolution in Prag 1989. Aus Berlin informiert sie ihr Publikum im selben Jahr vom Fall der Mauer.

Ehe mit Franz Marek

1964 lernt Coudenhove ihren späteren Ehemann, den Intellektuellen und Reform-Kommunisten Franz Marek kennen. Diese für beide Partner "intellektuell befruchtende" Ehe währt 17 Jahre bis zu Mareks Tod.

Was ihre politische Ausrichtung angeht, zitiert sie gerne den amerikanischen Politologen George Kennan, der sich selbst so charakterisierte: Er sei in der Wirtschaft ein Linker, in der Politik ein Liberaler und in der Kunst ein Konservativer.

Renner-Preisträgerin

Auch Ehrungen blieben der Journalistin nicht verwehrt: sie ist Renner-Preisträgerin und wurde 1990 von österreichischen Journalistinnen zur "Frau des Jahres" gewählt.

Barbara Coudenhove-Kalergi zog 1999 in einem Kommentar für die "Presse" ein interessantes Resümee über die politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Sie zitierte dabei zwei Gewährsleute, deren Aussagen ihren eigenen Ansichten nahe kamen. Der Musiker Yehudi Menuhin meinte: "Wenn ich das Jahrhundert zusammenfassen sollte, würde ich sagen, es hat die größten Hoffnungen geweckt, die die Menschheit je hatte und es hat alle Illusionen und Ideale enttäuscht". Der Historiker Leo Valiani kam zu folgendem Schluss: "Unser Jahrhundert zeigt, dass der Sieg von Gleichheit und Gerechtigkeit immer nur begrenzt ist, dass wir aber, solange wir die Freiheit bewahren, immer wieder von vorne anfangen können."